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Seine Zeit auf dem Deck des Schiffes mit dem Namen Lahn-Dill-Kreis ist vorbei. Der amtierende Landrat Wolfgang Schuster, der sein Amt als Landrat gerne mit einem Schiffskapitän vergleicht, verlässt das Schiff für immer. Nach 18 Jahren Amtszeit geht Schuster in den Ruhestand und übergibt die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Carsten Braun.

Braun wurde in einer Sondersitzung des Kreistages vom Kreistagsvorsitzenden Johannes Volkmann vereidigt und erhielt von seinem Vorgänger die Ernennungsurkunde. Schusters letzter offizieller Arbeitstag ist zwar erst am 6. November, dennoch wurde er in einer rund zweistündigen Abschiedsfeier bereits am Montagnachmittag in den Ruhestand verabschiedet. Als Ehrengäste waren unter anderem Regierungspräsident Dr. Christoph Ulrich, die heimische Bundestagsabgeordnete Dagmar Schmidt und Mariusz Zgainski, Landrat des polnischen Partnerlandkreises Grodzik, geladen.

Herausforderungen gemeinsam bewältigen

„Heute ist ein bewegender Tag für mich“, begann Carsten Braun seine Antrittsrede. Seine Wahl zum Landrat sei ein Auftrag, den er mit Demut, Dankbarkeit und Freude annehme. Er betonte, dass viele Herausforderungen warteten, die nur gemeinsam bewältigt werden könnten. Dafür wolle er die Zusammenarbeit mit seinen künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Kreisverwaltung fördern und stärken. „Als Landrat möchte ich mit Ihnen gemeinsam eine Verwaltung prägen, die für die Bürgerinnen und Bürger da ist – eine Verwaltung, die sich als Dienstleister für die Menschen im Lahn-Dill-Kreis und die Städte und Gemeinden versteht“, fasste Braun zusammen. Er hob die Bedeutung des Ehrenamts hervor und erklärte, dass er die Bildungslandschaft im Landkreis weiter stärken möchte. Außerdem wolle er Familien mehr fördern, den Tourismus und die regionale Wertschöpfung stärken sowie die Versorgung der Senioren ausbauen. Zudem erklärte Carsten Braun die Wirtschaftsförderung zur Chefsache, denn nur mit einer soliden Wirtschaft könne man die notwendigen Investitionen für die Zukunft des Lahn-Dill-Kreises leisten.

Wolfgang Schuster habe eine Epoche geprägt, sagte Kreistagsvorsitzender Johannes Volkmann in seiner Rede über den scheidenden Landrat. Eine Epoche, die von Herausforderungen durchzogen sei, wie Wirtschaftskrisen, die Corona-Pandemie, Flüchtlingswellen oder dem Ukraine-Krieg.  „Du hast lange auf dem Platz gestanden“, bedankte sich Volkmann mit einer Fußball-Metapher bei Schuster für seinen Dienst für den Lahn-Dill-Kreis. Die Sanierung beziehungsweise der Neubau von Schulen, der Breitbandausbau und die Modernisierung des Katastrophenschutzes seien nur einige der Initiativen gewesen, die Schuster angestoßen und begleitet habe. Dabei habe er stets partnerschaftlich und zielführend mit allen Beteiligten zusammengearbeitet. Volkmann lobte Schusters Gradlinigkeit, sein solides Wertefundament und seine Verlässlichkeit.

Brücken statt Mauern errichten

Der 6. November sei das Ende einer Ära, führte Regierungspräsidenten Dr. Christoph Ulrich in seiner Rede aus. Wolfgang Schuster habe im Landkreis Spuren hinterlassen. Das könne nur jemand, der seinen eigenen Weg geht, so Ulrich weiter. Er beschrieb Schuster als streitbaren, aber kompromissbereiten Menschen mit großem Praxisbezug. Wolfgang Schuster sei stets nahbar und im Gespräch mit den Menschen geblieben. Carsten Braun bot Ulrich die vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium an. Gleichzeitig gab er dem neuen Landrat mit auf den Weg, häufiger auf bürokratische Mauern zu verzichten und stattdessen öfters unbürokratische Brücken zu bauen.

Der Landrat des polnischen Partnerlandkreises Grodzik, Mariusz Zgainski, der extra zur Verabschiedung angereist war, hatte Schuster ein Buch mit den schönsten Erinnerungen an die gemeinsame 11-jährige Zeit mitgebracht.

Als einen kollegialen Menschen, der Achtung vor seinen Mitmenschen habe, beschrieb der Erste Kreisbeigeordnete Roland Esch den scheidenden Landrat. Er lobte Schusters Pragmatismus, der zu vielen guten Lösungen geführt habe, und dankte ihm für seine konstruktive Mitarbeit und seine Kompromissbereitschaft. Lob gab es auch vom Hauptamtlichen Kreisbeigeordneten Stephan Aurand. Schuster sei ein Teamspieler mit Freude für Entscheidungen. Olaf Schmidt, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats, bedankte sich im Namen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung bei Wolfgang Schuster.

Worte des Dankes gab es auch von Frank Indertahl als Vertreter der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Städte und Gemeinden im Kreis. Weitsicht und Mut wünscht die Kreistagsvorsitzende der SPD, Cirsten Kunz-Strueder, der Politik im Lahn-Dill-Kreis.

„Kapitän muss auf der Brücke stehen“

Das letzte Wort hatte Landrat Wolfgang Schuster, der seine Rede mit einem Zitat von Giovanni Trapattoni, ehemaliger Trainer des FC Bayern München, begann: „Ich habe fertig.“ Ein Landrat ohne Ziel sei wie eine Wolke ohne Wind. Sein Ziel bei seinem Amtsantritt vor 18 Jahren sei die Schaffung eines familienfreundlichen Landkreises gewesen. Der Lahn-Dill-Kreis sei gut aufgestellt, aber die Arbeit würde kein Ende nehmen. „Wir werden mit der Zeit gehen müssen, sonst gehen wir mit der Zeit“, betonte er. Wichtig seien auch Reformentscheidungen, wie bei den Lahn-Dill-Kliniken, die als Krankenhaus unter kommunaler Trägerschaft, nun finanziell sehr gut aufgestellt seien. „Ich hab‘s gern gemacht“, resümierte er über seine Amtszeit. „Während der Fahrt hat ein Kapitän auf der Brücke zu stehen. Für seine Besatzung“, beschrieb Schuster abschließend seine Aufgabe als Landrat. „Nach 18 Jahren ist meine Fahrt nun vorbei. Ich verlasse das Schiff.“

Bildunterschrift 225_1: In einer außerordentlichen Kreistagssitzung wurde Carsten Braun als neuer Landrat des Lahn-Dill-Kreises vereidigt. Foto: Lahn-Dill-Kreis

Bildunterschrift 225_2: Die Ernennungsurkunde überreichte ihm der amtierende Landrat Wolfgang Schuster. Foto: Lahn-Dill-Kreis

Bildunterschrift 225_3: An der Abschiedsfeier nahm auch der Landrat des polnischen Partnerlandkreises Grodzik, Mariusz Zgainski, teil der extra zur Verabschiedung angereist war. Foto: Lahn-Dill-Kreis