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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Eon gibt die „Mitte“ ab

Konzern und Landkreise einigen sich auf Kaufpreis

VON BIRGIT HEIMRICH

Marburg/Kassel. Seit einem Jahr wird verhandelt – nun ist der Durchbruch erzielt: Die kommunalen Anteilseigner haben sich mit dem Energieriesen Eon auf „wesentliche Eckpunkte“ beim Verkauf der Eon Mitte geeinigt.

Dazu gehört auch der Preis für die Netzgesellschaft, wie Robert Fischbach (CDU) auf Anfrage dieser Zeitung berichtete. Fischbach ist Landrat des Kreises Marburg-Biedenkopf, Aufsichtsrat bei Eon Mitte und Verhandlungsführer der Kommunen in den Verkaufsgesprächen.

„Es gibt eine grundsätzliche Vereinbarung über den Preis“, sagte Fischbach. Von 700 Millionen Euro war in Medienberichten der vergangenen Monate die Rede. Dies ist der Preis, den die Kommunen an den Mutterkonzern Eon für dessen 73 Prozent Anteile an der Netzgesellschaft zahlen müssen. Die restlichen 27 Prozent halten zwölf Landkreise in Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sowie die Stadt Göttingen bereits. In Mittelhessen gehören die Kreise Marburg-Biedenkopf mit 2 und der Lahn-Dill-Kreis mit 2,2 Prozent Anteil dazu.

Fischbach wollte die 700 Millionen Euro Kaufsumme auf Nachfrage nicht bestätigen. „Aus vertragsrechtlichen Gründen kann ich dazu noch nichts sagen“, stellte er klar. Der Preis habe sich aus der Bewertung eines Gutachters ergeben.

Fest steht, dass die kommunale Seite in den Verhandlungen mit Eon Abstriche machen musste: Ursprünglich wollte sie das Eon-Mitte-Netz samt Vertrieb übernehmen, also nicht nur das 44 000 Kilometer lange Strom- und 4700 Kilometer lange Gasnetz, sondern auch die 1,5 Millionen Kunden, die damit versorgt werden. Das All-inclusive-Paket ist nun allerdings vom Tisch. „Aus wirtschaftlichen Gründen haben wir anders entschieden“, sagte Fischbach, „der Vertrieb bleibt der Eon vorbehalten“.

Stattdessen kaufen die kommunalen Anteilseigner – über eine noch zu gründende Gesellschaft – zunächst die Netzsparte von Eon Mitte zu 100 Prozent vom Mutterkonzern, um im nächsten Schritt weitere Kommunen und auch die Stadtwerke einzubinden. „50,1 Prozent wollen die kommunalen Anteilseigner auch in Zukunft behalten“, sagte Fischbach.

Noch gut ein halbes Jahr, bis die Eon Mitte den Landkreisen gehört

Dann soll ein eigener Vertrieb aufgebaut werden, die Gesellschaft geht mit einer eigenen Marke auf den Markt und wirbt um Kunden. „Diese Strommarke könnte EAM heißen“, sagte Fischbach, und an die Tradition des ehemaligen kommunalen Energieversorgers anknüpfen, der 2002 mehrheitlich privatisiert wurde.

Bis der Kauf unter Dach und Fach ist und die Eon Mitte den Kreisen gehört, vergehen noch sechs bis acht Monate, schätzt Fischbach. Viele Details müssen geklärt werden. Vor allem fehlen noch die Beschlüsse in den Parlamenten der Käuferkommunen. Und es fehlt das Geld.

Geld · Märkte · Arbeit S. 9

Wetzlarer Neue Zeitung vom Freitag, 10. Mai 2013, Seite 1

Die Eon Mitte AG mit Sitz in Kassel ist ein Energieversorgungsunternehmen im Mehrheitsbesitz der Eon Energie AG. Sie betreibt das Strom- und Erdgasnetz in weiten Teilen Hessens, in Südniedersachsen, Westthüringen und Ostwestfalen. Sie versorgt 1,5 Millionen Menschen mit Energie. Der Umsatzerlös lag 2011 bei 660 Millionen Euro. Das Unternehmen beschäftigt 1300 Mitarbeiter.

Die Eon Mitte ist aus der EAM Energie AG hervorgegangen. 2002 verkauften die Landkreise, die bis dahin 59,33 Prozent der EAM hielten, 32,33 Prozent an die Eon Energie AG für 477,3 Millionen Euro. Der Mutterkonzern will drei seiner sieben regionalen Netzgesellschaften abstoßen. Die kommunalen Anteilseigner haben das Vorkaufsrecht, wollen nach einer Übernahme selbst aber nur so viele Anteile selbst behalten, dass sie künftig mehr als 50 Prozent des Regionalversorgers kontrollieren. (bih)

Wetzlarer Neue Zeitung vom Freitag, 10. Mai 2013, Seite 1

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