Pressespiegel & Aktuelles

Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

Beachten Sie bitte, dass dieser Artikel vor 4061 Tagen veröffentlicht wurde.

Immer weniger Betriebe bilden aus

Die Unternehmen klagen seit Jahren, dass ihnen Fachkräfte fehlen. Aber seit mehr als zehn Jahren bilden die Betriebe immer seltener aus.

Nach Angaben des Berufsbildungsberichts 2013 wurden im vergangenen Jahr nur noch gut 551.000 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das waren 2,2 Prozent weniger als im Vorjahr. 33.000 Lehrstellen konnten nicht besetzt werden.

Zugleich sank auch die Zahl der ausbildenden Betriebe: Nur noch 21,7 Prozent der Unternehmen bildeten 2012 aus – der niedrigste Stand seit 13 Jahren. Wie passt das mit der anschwellenden Klage zahlreicher Betriebe zusammen, es fehle an Fachkräften? Oder anders: Warum bilden die Unternehmen nicht mehr aus, um langfristig ihren Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern zu sichern? Ebendies fordert das Bundesforschungsministerium im Berufsbildungsbericht nämlich vehement.

Ausbildungsreife fehlt

So einfach ist die Sache aus Sicht der Wirtschaft freilich nicht. Mehr ausbilden? Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern beklagen, dass einem wachsenden Anteil der Schulabgänger schlicht die Ausbildungsreife fehle. Dabei seien Lücken in Mathe und Rechtschreibung nicht einmal das Schlimmste, weil mit übersichtlichem Aufwand aufzufüllen. Vielmehr mangele es an Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Höflichkeit, die man sich nicht über Nacht aneignen könne.

Hinzu komme, dass das Interesse der Lehrstellenbewerber sich auf eine Handvoll der insgesamt knapp 350 Ausbildungsberufe in Deutschland konzentriere. Gefragt sind demnach der KFZ-Bereich und kaufmännische Berufe, während Einzelhandel, Hotels und Gaststätten große Schwierigkeiten haben, Auszubildende anzuwerben. Manche Betriebe sind dazu übergegangen, Lehrlinge mit der Aussicht auf einen Dienstwagen oder kostenfreie Heimfahrten mit Zug und Bussen zu ködern.

Schule muss mit Handwerk zusammenarbeiten

Das mag kurzfristig helfen, die Nachwuchsprobleme der deutschen Unternehmen wird es nicht lösen können. Hierzu bedürfte es einer Neuorientierung der schulischen Ausbildung, die in Zusammenarbeit mit Handwerk und Handel, der Bundesagentur für Arbeit und ansässigen Unternehmen praxisbezogene, lebensnahe, berufsorientierte Unterrichtsangebote beinhalten müsste. Schreinermeister sollten mit Grundschülern Baumhäuser bauen, Kinder mit Köchen Mittagessen zubereiten – es gibt unzählige Möglichkeiten.

Nicht zuletzt ist es auch eine Frage der gesellschaftlichen Achtung, die Lehrberufen entgegen gebracht wird. Gute Bildung wird heute oftmals mit akademischer Bildung gleich gesetzt - ein fataler Irrtum. Ohne die praktische Problemlösungskompetenz von Millionen dual ausgebildeter Fachkräfte bliebe die wissenschaftliche Exzellenz wirkungslos. Der Erfolg der deutschen Wirtschaft hängt wesentlich von den außerhalb der Universitäten gut ausgebildeten Menschen ab.

Quelle:
http://www.fr-online.de/wirtschaft/berufsbildungsbericht-immer-weniger-betriebe-bilden-aus,1472780,22074058.html

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