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Lahn-Dill-Kreis

„In Zeiten der Krise muss man auch neue Wege gehen“

Landrat Wolfgang Schuster zum Abstellen von Heizung und Warmwasser in den kreiseigenen Turnhallen und Schulen während der Sommermonate

Wetzlar/­Dillenburg/­Herborn (ldk): Seit dem 1. Juni bis zum 18. September 2022 sind in den kreiseigenen Turnhallen und Schulen die Heizungs- und Warmwasseraufbereitungsanlagen vorübergehend abgeschaltet. Der Kreisausschuss des Lahn-Dill-Kreises hat sich dazu entschieden, um über die Sommermonate in einer ersten Testphase vor allem Energie einzusparen.

Landrat Wolfgang Schuster betont: „Wir alle sind in der aktuellen Situation mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und auch hinsichtlich des Klimaschutzes einmal mehr dazu aufgerufen, vor allem Gas und Öl einzusparen. Die Maßnahme ist eine Reaktion auf die aktuelle Situation und dient zunächst als Testphase. In Zeiten der Krise müssen wir auch neue Wege in Betracht ziehen. Nur dadurch können wir neue Erkenntnisse gewinnen, Theorien prüfen und für die Zukunft lernen. “

Auf Basis der Verbräuche der vergangenen Jahre können in den Sommermonaten von Juni bis September mehrere zehntausend Liter Heizöl und hunderttausende Kilowattstunden Erdgas eingespart werden. So liegt beispielsweise allein der Heizölverbrauch einer Turnhalle in Breitscheid von Juni bis September bei etwa 2.000 Litern. „Im Gegensatz zu Privathaushalten sind Warmwassersysteme in den kreiseigenen Sport- und Turnhallen sehr ineffizient, da für wenig Warmwassernutzung verhältnismäßig viele Ressourcen aufgewendet werden müssen“, erklärt Heinz Schreiber, Ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter und Dezernent für Energie und Klimaschutz. Während Warmwassersysteme im privaten Bereich ganzjährig in Betrieb sind, wird das Warmwasser in den Sport- und Turnhallen die ganz Woche vorgehalten, um oft nur am Wochenende genutzt zu werden. „Je größer eine Heizungsanlage ist, umso größer sind die Verluste. Die unregelmäßige und geringe Nutzung verstärkt dies zusätzlich“, so Schreiber weiter. Gerade die zentralen Warmwassersysteme führen im Sommer zu extremen Verlusten in der Gesamtanlage. Messungen an einigen Liegenschaften haben gezeigt, dass Wärme-, Abgas- und Bereitstellungsverluste von über 95% die Regel sind. Diese Verluste sind systembedingt und treten bei sehr vielen großen Liegenschaften auf.

Auswertung nach der Testphase

An den Schulen sind für die Warmwassererzeugung überwiegend elektrische Durchlauferhitzer und in den Sporthallen sehr häufig thermische Frischwasserstationen installiert. Die Leitungen in den 86 betroffenen Schulen sowie circa 60 weiteren Sport- und Turnhallen werden während der Testphase alle 72 Stunden mit kaltem Wasser gespült, um Verkeimungen vor allem hinsichtlich der Bildung von Legionellen vorzubeugen. Die Testphase dient letztlich dazu, alle möglichen Faktoren, wie das tatsächliche Energie- und Kostensparpotential, aber auch die eventuellen Aufwendungen und die Durchführung im Betrieb zu prüfen und im Anschluss auszuwerten. Erst dann wird auch errechnet werden können, ob die ermittelten Kosteneinsparungen von circa 100.000 Euro zutreffen. Zur Einordnung: Im Jahr 2021 hat der Landkreis gut 2,5 Millionen Euro für Gas, Heizöl, Wärmelieferung und Pellets für die kreiseigenen Schulen und Turnhallen ausgegeben.

Der Zeitraum im Sommer ist bewusst als Testphase gewählt und bezieht auch die sechswöchigen Sommerferien mit ein, in denen die Turnhallen wie jedes Jahr für einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen geschlossen bleiben. Daher reduziert sich der tatsächliche Zeitraum dieser Einschränkungen letztlich auf acht bis zehn Wochen. Der Lahn-Dill-Kreis nutzt schon seit Jahren auch andere Heizungssysteme, wie zum Beispiel Luftwärmepumpen, Nahwärme, Fernwärme oder Erdwärme. „Aufgrund des Kriegs in der Ukraine hat die Bundesregierung bereits mehrfach zum Energiesparen aufgerufen. Mit dieser Maßnahme möchten wir auch ein politisches Zeichen setzen. Das Statistische Landesamt hat kürzlich veröffentlicht, dass 99,9 Prozent des in Hessen verbrauchten Öl und Gas aus Russland stammt“, erklärt Landrat Wolfgang Schuster. „Wir bitten vor allem die Sportvereine um Verständnis in dieser Zeit. In all den Krisen der letzten Jahre haben wir den Sport nicht einseitig belastet. Im Gegenteil. Wir bestellen die Krisen nicht. Wir müssen diese vor Ort lösen,“ fasst Schuster zusammen.

Schuster werde seit Bekanntgabe der Entscheidung, die Heizungen in den Schulen des Landkreises über die Sommermonate abzustellen, häufig angesprochen, wie man es in den Verwaltungsgebäuden des Kreises mit dem Abschalten halte? „Bereits seit 2016 – mit Einzug in das damals neue Kreishaus – fließt in den Sanitärbereichen der Hauptverwaltung in Wetzlar kaltes Wasser. Dort, wo es möglich ist, sparen wir ein,“ so der Landrat.

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