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Üben für den Ernstfall: Feuerwehren simulieren Menschenrettung bei Wohnungsbrand
Brandsimulationsanlage des Landes Hessen stand 500 Feuerwehrleuten aus dem Lahn-Dill-Kreis zur Verfügung
Was ist zu tun, wenn Menschen aus einem brennenden Haus gerettet werden müssen? Wie verhalte ich mich als Rettungskraft, wenn die Sichtverhältnisse beim Einsatz schlecht sind? Welche Löschtaktiken eignen sich für welchen Brand am besten? Den Umgang mit diesen und weiteren Situationen konnten Feuerwehrkräfte im Lahn-Dill-Kreis vom 3. bis 11. September 2024 in Herborn-Schönbach üben. Dort stand die Brandsimulationsanlage des Landes Hessen zur Verfügung. Die Feuerwehren konnten in den Containern sogenannte „Brandeinsätze im Innenangriff“ simulieren, also die Bekämpfung eines Brandes im Innenraum.
„Über 700 Feuerwehrkräfte haben sich für die Übung beworben, rund 500 Plätze konnten wir vergeben. Wir freuen uns sehr, dass das Angebot in unserem Landkreis so gut angenommen wurde“, erklärt Kreisbrandinspektor Harald Stürtz. Er leitet die Abteilung Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz des Lahn-Dill-Kreises, die sich während des Übungszeitraumes um das Ausbildungspersonal und den organisatorischen Ablauf gekümmert hat.
Die Übung besteht aus zwei Szenarien: Zunächst musste das Rettungsteam, das aus zwei Personen bestand, in einem mit Rauch gefüllten Raum eine erwachsene bewusstlose Person bergen. „Natürlich wurde mit Puppen geübt“, ordnet Harald Stürtz ein. „Im Übungsraum herrschte sogenannte ‚Nullsicht‘, das bedeutet, dass die Rettungskräfte mit den eigenen Augen durch Rauch und Dunkelheit nichts erkennen konnten und sich kriechend fortbewegen und durch Abtasten oder mit Hilfe einer Wärmebildkamera orientieren mussten“, fährt er fort. Die Teams wurden von Ausbildern begleitet. Diese erklärten ihnen vorab den Übungsvorgang und überwachten dann die Simulation. Über Monitore, die mit Wärmebildkameras verbunden sind, konnten sie von außen beobachten, wie die Feuerwehrkräfte vorgehen und gegebenenfalls über Funk mit ihnen kommunizieren.
Beim zweiten Teil der Simulation musste ein Kind aus einer brennenden Wohnung gerettet werden. Auch hier konnten die Feuerwehrleute kaum etwas sehen. „Sie mussten außerdem darauf achten, die richtigen Löschtechniken anzuwenden. Bei ineffizientem Löschen verdampft zu viel Wasser, wodurch sich die Umgebung noch mehr als ohnehin schon erhitzt. Bei der Übung kommen viele verschiedene Herausforderungen zusammen, wie schlechte Sichtverhältnisse, extreme Lautstärke und ein Zeitlimit“, sagt Harald Stürtz.
Jedes Team hatte 20 bis 30 Minuten Zeit für die Übung. Im Anschluss bekamen die Einsatzkräfte Feedback von ihrem Ausbilder. Dabei wurde beispielsweise besprochen, wie gut sich die beiden Feuerwehrleute ergänzt und Aufgaben untereinander aufgeteilt haben oder wie effizient das Such- und Löschverhalten war.
Nico Griesheim von der Feuerwehr Aßlar ist froh über die Möglichkeit, solche anspruchsvollen Einsätze üben zu können. „Ich habe diese Übung vor rund zehn Jahren schon einmal gemacht und auch schon an anderen Simulationen teilgenommen. Trotzdem lernt man immer etwas Neues dazu“, sagt er. „Wenn es um eine Menschenrettung geht, geht man natürlich mit einem mulmigen Gefühl an die Sache heran. Deswegen ist es gut, dass wir mit solchen Simulationen üben können, uns auf die Aufgabe zu konzentrieren“, fährt er fort.
Neben der mentalen und emotionalen Belastung ist die Übung auch körperlich sehr anstrengend für die Einsatzkräfte. Zwar hält die Schutzkleidung einen Großteil der Hitze ab, auch wenn in den Containern Temperaturen von bis zu 600 Grad Celsius herrschen. Allerdings wiegt die Kleidung zusammen mit der restlichen Ausrüstung 18 bis 20 Kilogramm. Hinzu kommen der rund 15 Kilogramm schwere Löschschlauch und die Puppen, die aus den Räumen getragen werden müssen. „Die Körpertemperatur der Feuerwehrleute erhöht sich während der Übung teilweise auf über 40 Grad Celsius. Sie sind nach der Übung komplett durchgeschwitzt. Deswegen stehen hier auf dem Übungsgelände auch Duschen zur Verfügung, die sie dankend annehmen“, sagt Harald Stürtz.
Hervorzuheben sei die gute Zusammenarbeit mit der Firma Henkel in Herborn Schönbach. Das Unternehmen hat die Fläche für die Übungsanlage sowie die Infrastruktur zur Verfügung gestellt und die Übung auch personell unterstützt.
Der Kreisbrandinspektor ist sehr zufrieden mit dem Ablauf der Übungen. „Das liegt vor allem am besonderen Engagement der ehrenamtliche Ausbilder und allen Helferinnen und Helfer, die ihre Aufgabe mit großer Motivation und Leidenschaft gemeistert haben. Ohne deren unermüdlichen Einsatz wäre derartiges Projekt nicht zu realisieren. Die Anlage lief sehr gut und die Feuerwehren konnten viele Erkenntnisse gewinnen. Die Kameradinnen und Kameraden haben das Feedback gut angenommen und sind motiviert, aus eventuellen Fehlern zu lernen“, zieht er abschließend als Fazit.
Ein besonderer Dank gelte auch den beiden Feuerwehrverbänden Dill und Wetzlar für die Unterstützung bei der Verpflegung der Übungsteilnehmenden, Ausbilder sowie Helferinnen und Helfer.
Bildunterschrift 196_1: Im ersten Teil der Simulation üben die Feuerwehrleute, eine bewusstlose Person aus einem Raum voller Rauch zu retten. Foto: Lahn-Dill-Kreis
Bildunterschrift 196_2: Die Einsatzkräfte betreten den brennenden Raum für den zweiten Teil der Übung vorsichtig, da die Sichtverhältnisse sehr schlecht sind. Foto: Lahn-Dill-Kreis
Bildunterschrift 196_3: Die Brandsimulationsanlage des Landes Hessen besteht aus zwei Containern für unterschiedliche Szenarien. Die Räume können mit Rauch gefüllt, aufgeheizt und in Brand gesetzt werden. Foto: Lahn-Dill-Kreis
Bildunterschrift 196_4: Über Monitore können die Ausbilder die Übung überwachen. Die Container sind mit Wärmebildkameras ausgestattet, sodass die Ausbilder trotz des Rauches das Vorgehen der Einsatzkräfte gut erkennen können. Foto: Lahn-Dill-Kreis
Bildunterschrift 196_5: Nach der Übung besprechen die Ausbilder mit den Einsatzteams, was während der Übung gut lief und was noch verbessert werden kann. Foto: Lahn-Dill-Kreis