Pressespiegel & Aktuelles

Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Wenn das Herz erkrankt

Patientenseminar des Klinikums Wetzlar

Wetzlar, 13. April 2018 – Über die neuesten Erkenntnisse auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben sich rund 500 Interessierte am Mittwoch in der Wetzlarer Stadthalle informiert. Ausrichter der Veranstaltung war die Medizinische Klinik I des Klinikums Wetzlar unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Brück.

Nach einer Einführung durch Landrat Wolfgang Schuster, der die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen hatte, begrüßte Horst Peter Pohl von der Deutschen Herzstiftung das Publikum und wies auf die Möglichkeit der Gründung von Selbsthilfegruppen für Betroffene von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin.

Auf die Frage „Welche Herzklappe hätten Sie denn gern?“ ging Prof. Dr. Andreas Böning, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Herz-, Kinderherz- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Gießen/Marburg am Standort Gießen, ein. „Entscheidend ist: Habe ich es mit einer Insuffizienz, also einer Undichtigkeit der Herzklappe, oder mit einer Stenose, also einer Verengung, zu tun und welche der Herzklappen ist betroffen?“, so Professor Böning.

Bei der Mitralklappe seien die Chancen für eine Rekonstruktion besser als bei der Aortenklappe. Bei einem Eingriff unterscheide man zwischen katheterbasierten und offen-chirurgischen Eingriffen. „Ein Kathetereingriff wird vor allem empfohlen, wenn die Patienten über 80 Jahre alt sind und eine Operation mit einem größeren Risiko für den Patienten verbunden wäre“, erläuterte Professor Böning. Häufig komme dabei ein so genannter Mitraclip zum Einsatz: „Dieser sorgt dafür, dass die Mitralklappe zusammengezogen wird, und beseitigt so die Undichtigkeit.“

Ist eine Rekonstruktion der Herzklappe nicht möglich, wird ein Klappenersatz notwendig. Auch in diesem Fall könne man den Eingriff katheterbasiert oder offen-chirurgisch vornehmen. Als Herzklappenprothese kommen mechanische Klappen aus Metall oder biologische Klappen vom Schwein oder Rind oder seltener von Organspendern zum Einsatz. „Vorteil der mechanischen Klappe ist, dass sie dauerhaft haltbar und gut verträglich ist. Es ist jedoch wegen der Gefahr der Thrombosebildung an der Klappe eine lebenslange Einnahme von Marcumar erforderlich und manche Patienten empfinden die leichte Geräuschentwicklung, die durch den Einsatz der Klappe entsteht, als störend“, so Professor Böning.

Im Anschluss hielt Oberärztin Joelyn Kaas einen Vortrag zum Thema Bluthochdruck. „Hypertonie, also Bluthochdruck, ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“ Betroffene tragen ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, Herzschwäche und eine Verschlechterung der Nierenfunktion. Männer sind häufiger von hohem Blutdruck betroffen, auch Rauchen, ein höheres Alter, ein hoher Cholesterinspiegel und Blutzucker sowie Übergewicht und eine familiäre Vorbelastung erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Hypertonie.

„Wichtig ist eine frühzeitige Diagnosestellung und eine dauerhafte Senkung des Blutdrucks auf normale Werte“, sagte Kaas. „Die Änderung des Lebensstils ist die erste Maßnahme, vor allem Bewegung ist wichtig.“ Sollte dies nicht ausreichen, könnten blutdrucksenkende Medikamente verordnet werden.

Oberarzt Thorsten Runde referierte über Bildgebungsverfahren in der Kardiologie. „Eine Herzkatheteruntersuchung ist nur in bestimmten Fällen sinnvoll, etwa bei Herzinfarkt oder Verdacht auf eine stabile Angina pectoris“, sagte Runde. Darüber hinaus gebe es einige weitere Verfahren, die eine sinnvolle Alternative darstellen könnten – darunter das MRT (Kernspintomographie). „Vorteil des MRT ist, dass es keine Strahlenbelastung gibt, Nebenwirkungen sind nicht bekannt und es ist kein jodhaltiges Kontrastmittel erforderlich“, so der Oberarzt. Aber: Das MRT ermögliche nur eine Funktionsuntersuchung des Herzens, es sei nicht möglich, sich die Herzkranzgefäße anzuschauen. Nachweisen könne man mit dem Verfahren beispielsweise Durchblutungsstörungen unter Belastung und eine Herzmuskelentzündung. Bei Platzangst oder Adipositas sei das Verfahren aufgrund der Enge der Röhre, in der die Untersuchung stattfindet, jedoch weniger geeignet.

Ein weiteres modernes Verfahren ist das Kardio-CT, also die Computertomographie des Herzens, welches beispielsweise bei Verdacht auf einen lebensbedrohlichen Riss der Hauptschlagader, eine so genannte Aortendissektion oder eine Lungenembolie eingesetzt wird. „Auch dieses Verfahren ist rein diagnostisch und es ist im Gegensatz zum Herzkatheter kein therapeutischer Eingriff möglich“, erläuterte Runde. Zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfahl er den Zuhörern einen optimierten Lebensstil: „Bewegung lässt uns alle länger und gesünder leben.“

Auf die so genannte „Cholesterinlüge“ ging Prof. Dr. Martin Brück in seinem Vortrag ein. In einem gleichnamigen Buch heißt es, eine Cholesterinsenkung sei entgegen der Lehrmeinung nicht notwendig und es gebe keinen Zusammenhang zwischen einem hohen Cholesterinspiegel und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Professor Brück stellte klar: „In der seriösen Medizin ist es unstrittig, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen dem LDL-Cholesterin – in der Bevölkerung ist dies als das böse Cholesterin bekannt – und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht. Eine Absenkung des LDL-Cholesterins führt demnach zu einem geringeren Risiko.“

Statine, also Medikamente zur Senkung des LDL-Cholesterins, seien für die Prävention von Vorteil – auch wenn gelegentlich von Muskelbeschwerden berichtet werde, die angeblich durch die Statine verursacht würden. „Muskelbeschwerden unter Statinen sind selten. Studien deuten darauf hin, dass vermutlich etwa die Hälfte der Fälle mit Muskelbeschwerden auf andere Ursachen zurückzuführen ist“, sagte Professor Brück. „Lassen Sie sich nicht durch die These einer Cholesterinlüge in die Irre führen“, gab der Chefarzt dem Publikum mit auf den Weg.

Bildunterschrift:

[Publikum.jpg]: Rund 500 Besucher verfolgten interessiert die Vorträge in der Wetzlarer Stadthalle.

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