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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Wie teuer kommt Ökostrom?

Nächstes Jahr geht's noch

Quelle: n-tv.de

Die Ökobranche atmet auf. Die von allen Verbrauchern zu zahlende Umlage für erneuerbare Energien steigt nur minimal. Der Unmut gegen die Ökostromproduzenten hält sich also in Grenzen. Nächstes Jahr könnte es dann aber tatsächlich deutlich teurer werden.

Die Energiewende hat ihren Preis. Der fällt aber nicht so hoch aus, wie zunächst befürchtet wurde. Für die Verbraucher wird die Umlage für Strom aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse im kommenden Jahr nur geringfügig teurer. Sie steigt pro Kilowattstunde minimal auf 3,589 Cent. Die Zahlen sind jetzt aus der Energiebranche durchgesickert. Im Jahr des Atomausstiegs scheint es also eine politische Umlage zu geben. Schließlich hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) fest versprochen, die EEG-Umlage solle nicht über ihre heutige Größenordnung von 3,53 Cent hinaus steigen. Die Branche hatte eine Umlage von bis zu 4 Cent befürchtet.

Wie wird die Umlage berechnet?

Die Rechnung der Übertragungsnetzbetreiber beruht auf Schätzungen, wie viele Anlagen neu ans Netz gehen, wie viel Ökostrom produziert werden könnte und welche Preise dafür an der Strombörse erzielt werden könnten. Das Ganze ist sehr wetterabhängig. 2010 verschätzte man sich wegen eines Neubaubooms bei Solaranlagen kräftig und musste nach einem Minus von 1,294 Milliarden Euro die Umlage von 2 auf 3,53 Cent erhöhen. Die Verbraucher murrten. Aber auch 2011 stand das Konto Ende September bei minus 711 Millionen Euro, weshalb es nun erneut ausgeglichen werden muss.

Warum steigen die Förderkosten für die Verbraucher seit Jahren?

Ein Grund ist, dass immer mehr Wind- und vor allem Solaranlagen ans Netz gehen. Damit steigen die auf 20 Jahre garantierten Zahlungen für den Strom. Mit Investitionen von 26,6 Milliarden Euro in Ökoenergien gab es 2010 einen Rekord - die Stromerzeugung stieg auf 103.466 Gigawattstunden - das sind 103,5 Milliarden Kilowattstunden. 2011 hielt dieser Trend weitgehend an. Zudem schien viel Sonne, was die Vergütungszahlungen erhöhte. Der Ökostromanteil liegt bei rund 20 Prozent. Hinzu kommt in Kürze neu zu fördernder Windstrom auf See.

Steigen die Strompreise im kommenden Jahr?

Das hängt unter anderem damit zusammen, ob die Eurokrise auf die Wirtschaft durchschlägt. Sinkt der Stromverbrauch, könnten auch die Preise an der Strombörse sinken. Als die Umlage 2011 von 2 auf 3,5 Cent stieg, legten hunderte Anbieter die Kosten voll auf die Verbraucher um. Preisdämpfende Effekte durch mehr Ökostrom würden jedoch nicht immer weitergegeben, kritisiert das Umweltbundesamt. Auch die Bundesnetzagentur betont, die Erhöhung der Preise um im Schnitt sieben Prozent habe nicht zur Entwicklung der Stromgroßhandelspreise gepasst. Der geringe Umlageanstieg 2012 bedeutet für Haushalte Mehrkosten von unter zehn Euro pro Jahr und könnte durch Dämpfungseffekte ausgeglichen werden.

Warum könnte die Umlage für 2013 deutlicher steigen?

Das Problem: Immer weniger Schultern müssen die Lasten tragen. So kaufen Stahlfirmen immer öfter Kraftwerke, um für den Eigenbedarf Strom zu produzieren - dann müssen sie keine Umlage zahlen. Und wo bisher 650 stromintensive Unternehmen nur 0,05 Cent Umlage zahlen müssen, soll der Kreis ab 2013 deutlich erweitert werden. Dann dürfte die Umlage steigen - zudem wollen die Netzbetreiber einen Geldpuffer haben, um nicht immer ein Minus auf dem Konto ausgleichen zu müssen.

Wird das mit der Umlage immer so weitergehen?

Bis 2020 wird nicht mit einem deutlichen Sinken gerechnet - dann soll die Förderung Stück für Stück langsam auslaufen. Der Chef der Deutschen Energieagentur, Stephan Kohler, rechnet mit bis zu 5 Cent je Kilowattstunde, das wären für einen Durchschnittshaushalt rund 60 Euro mehr an Umlage im Jahr als heute. Aber es gibt Fortschritte bei der Marktfähigkeit: Wo die Produktion einer Kilowattstunde Sonnenstrom anfangs mehr als 50 Cent kostete, sollen die Kosten auf unter 15 Cent sinken, Windstrom an Land soll bis 2020 nur noch etwas über 5 Cent kosten. Zum Vergleich: Eine Kilowattstunde Strom aus einem abgeschriebenen Atommeiler kostet 1,5 bis 2,5 Cent - hier sind aber nicht die Kosten für die Atommüllentsorgung eingepreist.

Es heißt immer, der langfristige Nutzen überwiegt die Kosten für den grünen Strom. Welche Argumente sprechen dafür?

Der Klimaschutz. Und anders als bei Kohle- und Atomstrom gibt es keine milliardenschweren Folgekosten. Der Bundesverband Erneuerbare Energien verweist darauf, dass 2011 Umweltschäden in Höhe von 5,8 Milliarden Euro und der Import fossiler Rohstoffe in Höhe von 2,5 Milliarden Euro vermieden werden könnten. Hinzu kämen 3,1 Milliarden Euro Ersparnis durch die Dämpfung der Strompreise und 7,5 Milliarden Euro an Wertschöpfung in den Kommunen - immerhin arbeiten bereits 360.000 Menschen in diesem Bereich. Und dank Wind- und Solarparks gibt es neue Steuereinnahmen in strukturschwachen Gegenden, etwa im Osten Deutschlands.

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