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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster
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Landrat Dr. Karl Ihmels: Vorwurf der Geldverschwendung absurd - falsche Zahlen werden durch permanente Wiederholung nicht richtig.
Gewinne aus dem Müll haben Schulbauten ermöglicht
Presseinformation
Wetzlar/Dillenburg, 3. Februar 2006.
Der Lahn-Dill-Kreis soll im Zusammenhang mit dem
Trockenstabilatverfahren mehrere hundert Millionen Euro verbraten
haben. So jedenfalls wird der Abfallsprecher der CDU, Helmut Hund, in der Lokalpresse zitiert. Laut Hans-Jürgen Irmer waren es nach einem Bericht vom Parteitag der Kreis-CDU
100 Mio. Euro. Die Landratskandidatin Elisabeth Müller, die sich dem
Sog offensichtlich nicht zu entziehen vermag, sprach in einem anderen
Zusammenhang von 25 Mio. Euro. Allein diese Unterschiede mögen
verdeutlichen, wie absurd die Vorwürfe sind.
Die Unseriosität der Kampagne wird noch zusätzlich dadurch belegt, dass
die drei genannten Experten in anderen Zusammenhängen wieder ganz
andere Zahlen aus dem Hut zaubern. Sie kombinieren ihre Vorwürfe in
aller Regel mit Hinweisen auf die Gebührenhöhe.
Dabei haben sie offensichtlich nicht die aktuelle Situation im Blick.
Der Lahn-Dill-Kreis hat nämlich nach den neuesten Erhebungen des
EUWID-Fachdienstes mittlerweile die niedrigsten Entsorgungskosten
Hessens. Die CDU bezieht sich offensichtlich auf die Zeit, als die
Stabilatanlage in Aßlar nur Teilmengen verarbeitete und der Kreis die
vollen Bereitstellungskosten tragen musste.
Bezeichnenderweise wird dann auch in keinem Fall auf einen
Wirtschaftsplan des Lahn-Dill-Kreises und seines Eigenbetriebs Abfall-
und Energiewirtschaft Bezug genommen. Dort würde man nämlich nicht
einen einzigen Beleg für die kampagneartig vorgetragenen Behauptungen
finden. Demgegenüber kann den Plänen entnommen werden, dass die
Abfallwirtschaft über mehr als ein Jahrzehnt hinweg Beiträge für den
Kreishaushalt zum Teil mit mehrstelligen Millionenbeträgen
erwirtschaftet hat. So z. B. konkret in den Jahren 1996 und 1997 mit 11
Mio. DM Zuführung und der Übernahme einer Schuldverpflichtung in Höhe
von ca. 12 Mio. DM. Dadurch sind eine Vielzahl von Investitionen -
insbesondere in Schulbauten - möglich geworden, die sonst nicht
finanzierbar gewesen wären.
Es trifft in der Tat zu, dass die Abfallwirtschaft nach der
Jahrtausendwende beträchtliche Verluste ausweisen musste. Dies beruhte
im Wesentlichen auf Bilanzkorrekturen und nicht darauf, dass Vorhaben
mit dramatischen finanziellen Folgen "in den Sand gesetzt" worden
wären. So wurde z. B. in den 90er Jahren die Rekultivierung der Deponie
Schelderwald (mit Kenntnis des Wirtschaftsprüfers!) als Wertzuwachs
verbucht. Entsprechend ist die Rücklage angestiegen. In 2001 wurde
diese Verbuchung von einem anderen Wirtschaftsprüfer als unzulässig
erklärt. Folglich musste der Wertzuwachs gestrichen und die Rücklage in
entsprechender Höhe zurückgeführt werden. Ein vergleichbar dicker
Brocken ergab sich aus einer erhöhten Rückstellung für die
Deponienachsorge. Auch dieser bilanzielle Verlust schlug sich
entsprechend im Jahresergebnis nieder.
In beiden Fällen ging es um nachvollziehbare Bilanzkorrekturen auf
Grund der Hinweise der Wirtschaftsprüfer, nicht aber um irgendwie "in
den Sand gesetzte" Zahlungen.
Dies ergibt sich auch aus einer anderen Überlegung: Der
Lahn-Dill-Kreis, der als einer von zwei hessischen Landkreisen die
Abfallentsorgung für sich und andere Kreise nach dem neuen verschärften
Recht sicher stellt, erhebt die niedrigsten Gebühren in Mittelhessen,
möglicherweise sogar in ganz Hessen. Dies wäre völlig unvorstellbar,
wenn die von der CDU propagierten Verluste tatsächlich entstanden
wären. Sie müssten dann nämlich über die Gebühren aufgefangen werden.
Dies ist aber gemäß dem Vergleich mit den Nachbarkreisen offensichtlich
nicht der Fall.
Tatsächlich ist im Vorfeld der Entwicklung des
Trockenstabilatverfahrens natürlich Geld aufgewandt worden. Auch haben
die Auseinandersetzungen mit den Gegnern des Verfahrens (sei es das
Bundesumweltministerium unter Führung von Angela Merkel, sei es das
Duale System Deutschland usw.) viel Geld gekostet. Die Kosten sind
nicht zuletzt durch die jahrelange Kampagne der CDU drastisch in die
Höhe geschossen. Für die Aufwendungen hatten wir nicht nur einen
Mitfinanzier in Gestalt des Landkreises Gießen, dessen Anteil über
entsprechende Anlieferungsgebühren abgedeckt wurde. Wir haben durch die
im Lahn-Dill-Kreis eingesetzte Technik Aufwendungen in beträchtlicher
Höhe eingespart, die für teure Spezialinvestitionen zur
Sickerwasservorbehandlung angefallen wären, wenn wir unsere Abfälle
weiter in Aßlar deponiert hätten.
Dieser Aufwand ist eingeflossen in die Gebühr, die wir zurzeit erheben
und die nicht nur außerordentlich niedrig und durch die
Gebührenfreiheit für das zweite und jedes weitere Kind außerordentlich
familienfreundlich ist. Mit der Gebühr wird eine ökologische
Spitzenleistung finanziert. Es gibt kein Verfahren, das auch nur
annähernd so viele Wertstoffe in den Wirtschaftskreislauf zurück führt
und zugleich einen hohen Grad an Klimaverträglichkeit aufweist. Gerade
der letzt genannte Aspekt hat den Bundestag veranlasst, im Rahmen des
Emissionshandelsrechts Energie aus Trockenstabilat ökologisch
vorteilhafter einzustufen als die aus Erdgas, geschweige denn Erdöl
oder gar Kohle.
Die Voraussetzungen für diese positive Entwicklung hat der
SPD/FWG-geführte Kreisausschuss in den Jahren ab 1985 geschaffen. Er
hat von seinen CDU-Vorgängern eine extrem desolate Abfallwirtschaft
übernommen, die nach den Kriterien des Handelsrechts insolvent gewesen
wäre. Durch eine drastische Anhebung der Mitbenutzungsentgelte für die
Anlieferung von Klärschlämmen des Hoechst-Konzerns in Aßlar und durch
Übertragung der Nachsorgepflichten hat er den Betrieb der Deponie Aßlar
auf gesunde Füße gestellt. Das gleiche hat er durch Anhebung der
Entgelte für die Mitbenutzung der Deponie Schelderwald durch den
Landkreis Marburg-Biedenkopf bewerkstelligt. Vor allem aber hat er den
Verzicht auf die Ausschreibung der Entsorgungsverträge der
CDU/FDP-Mehrheit rückgängig gemacht und durch eine umgehende
Ausschreibung den ersten Baustein zur Gesundung der Müllfinanzen gelegt.
Nachdem die absurden Vorwürfe der CDU kein Ende nehmen, hat sich der
Landrat entschlossen, die Gesamtproblematik durch den Eigenbetrieb
fachlich aufarbeiten zu lassen und der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Er wird den Bericht noch vor der Wahl vorlegen.
Von Irmer, Müller und Co. würde er sich wünschen, dass sie einen
Bruchteil der Energie, die sie auf die Vergangenheitsbewältigung
konzentrieren, auf die abfallwirtschaftliche Gestaltung der Zukunft
verwenden würden. Dazu fällt ihnen nur die Ankündigung ein, dass sie
nach einer gewonnenen Wahl aus dem Trockenstabilatverfahren aussteigen
würden. Das klingt sehr markig und ist aus Sicht der CDU auch
konsequent. Sie tappt damit in die selbst gebaute Falle. Der Müll
müsste weiter entsorgt werden. Dann - wenn es gut geht - zu den höheren
Kosten, die von den übrigen Kreisen in Hessen und damit den Bürgerinnen
und Bürgern aufzuwenden sind.
Hinzu kämen noch die Kosten für die Stilllegung der Anlage in Aßlar.
Mit anderen Worten: Die Müllgebühren würden sich verdoppeln.
Dr. Karl Ihmels