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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Ärztlicher Notdienst: Der Kreis kann nicht helfen

Bürger übergeben mehr als 6000 Unterschriften

Wetzlar/Haiger/Dillenburg/Eschenburg. Das "BürgerNetzwerk Pro Notdienste" will die Schließung der ärztlichen Notdienste in Haiger und Eibelshausen zum 1. Oktober verhindern. Dafür haben die Initiatoren 6301 Unterschriften gesammelt, die sie am Montag an Landrat Wolfgang Schuster (SPD) und Kreistagspräsidentin Elisabeth Müller (CDU) übergeben haben.

Um ihre Forderung zu untermauern, waren Hans-Jürgen Reeh (VdK Eschenburg), Eberhard Schneider (ehemaliger Bereitschaftsdienstleiter des DRK Haiger und Mitbegründer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes) sowie Eberhard Lehr (Vorsitzender des Haigerer Arbeitskreises für Senioren- und Behindertenfragen) nach Wetzlar gefahren. Der Wunsch des Netzwerkes: Der Kreis soll gegen die Schließung der Notdienstzentralen klagen.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich nach 40 erfolgreichen Jahren noch einmal um dieses Thema streiten müsste", sagte Eberhard Schneider, der seinerzeit den ärztlichen Notdienst mit begründete.

Der Landrat zeigte Verständnis für die Sorgen der Bürger, doch das Einschreiten in der gewünschten Form sei unmöglich. "Der Kreistag hat sich in seiner Sitzung am 27. Mai ausführlich mit dem Thema beschäftigt", informierte Schuster.

Landrat Schuster: "Wir dürfen nicht klagen, weil wir selbst betroffen sind"

"Wir haben den Sicherstellungsauftrag für die Krankenhäuser. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) ist für die ambulante Versorgung zuständig - wir dürfen nicht klagen, weil wir selbst betroffen sind", klärte Schuster auf. Man habe mit der Organisation der ärztlichen Bereitschaft und dem Arztnotruf gleich mehrere Punkte im Feuer. "Wir sind schon beim Sozialministerium vorstellig geworden, doch Sozialminister Büttner kann uns nicht beistehen, da die KV in seinem Haus ansässig ist", so der Landrat. Das Ganze sei nur die Spitze eines riesigen Eisberges. Als Beispiel nannte Schuster die drastisch sinkende Zahl der niedergelassenen Ärzte, die von aktuell 171 bis 205 auf nur noch 44 sinke. "Ich habe größtes Verständnis für Euch, doch die bisherigen Strukturen werden sich verändern und es geht in Richtung Konzentrationsprozess und Versorgungszentren."

Es komme ein riesiger Konflikt auf die Verantwortlichen zu. "Wir werden ihre Interessen nach unseren Möglichkeiten vertreten, doch wir kommen noch soweit, dass wir uns nicht nur Gedanken machen, wer am Wochenende Dienst tut, sondern ob es überhaupt noch Ärzte auf dem flachen Land gibt", sagte Schuster und sprach damit die so genannte Landflucht der Hausärzte an. 70 Prozent der Medizinstudenten seien derzeit weiblich - zusammen mit familiären Interessen sei eine Tätigkeit als Hausarzt nicht möglich. "Die Rahmenbedingungen für eine Selbstständigkeit als Hausarzt müssen verbessert werden", so Schuster. "Der Lahn-Dill-Kreis hat schon eine Gesellschaft mit Ärzten gegründet, die Sprechstunden in den Ortschaften abhalten ohne eine eigene Praxis zu haben. Wir bereiten uns heute schon auf die zu erwartende Situation vor."

Der Plan mit nur einem Notdienst in Dillenburg sieht auch der Landrat nicht als beste Lösung. "Bisher hat ein Arzt alles gemacht - jetzt solle einer in der Ambulanz und einer unterwegs tätig sein, was keine Kosten spart." Weiteres Negativbeispiel: "NRW hat schon Call-Center und ein Mann aus Siegen wurde nach Münster zum Augenarzt geschickt, obwohl die Augenklinik in Dillenburg viel näher liegt", berichtete Schuster. "Die Qualität der ärztlichen Versorgung wird nicht besser und ich kann die Menschen verstehen, die ganz einfach Angst vor einem Notfall haben. Wir können zwar nicht klagen, betten aber das Problem in den größeren Zusammenhang ein und sichern einen schnellen Nachfolgetermin mit Vertretern der Ärzteschaft zu." Sein politisches Statement: "Den Sicherstellungsauftrag für die Krankenhäuser haben wir - wenn wir ihn auch noch für den ambulanten Bereich bekämen, könnten wir beides besser verzahnen, was sinnvoll wäre. Wenn dann auch noch der Regressanspruch gegenüber Ärzten überdacht wird, könnten wir besseren Zeiten entgegen gehen."

Info: Resolution übergeben

Lange hat die Stadt Haiger gewartet, nun gibt es einen Termin: Am 1. Oktober (Dienstag) werden Vertreter des Haigerer Parlaments, des Magistrats und der Verwaltung zur Kassenärztlichen Vereinigung (KV) nach Frankfurt fahren, um dort eine Resolution gegen die geplante Schließung des ärztlichen Notdienstes in Haiger zu übergeben. Das Schriftstück hatte das Parlament im Juni dieses Jahres verabschiedet. Darin appellieren alle Fraktionen an die KV, den Notdienst in Haiger zu belassen. Zum 1. Oktober sollen die Bereitschaftsdienste in Haiger und Eibelshausen geschlossen werden. Also genau an dem Tag, an die Haigerer ihre Resolution übergeben werden. (te)

Dill-Zeitung vom 16.09.2013

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