Pressespiegel & Aktuelles
Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster
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Alles vorbereitet für die Geflüchteten
Ankunftszentrum Lahn-Dill-Kreis in der ehemaligen Kestnerschule in Wetzlar nimmt Betrieb auf
Wetzlar/Dillenburg/Herborn (ldk): „You are welcome“ – „Ihr seid willkommen“, begrüßt Wolfgang Roth, Fachdienstleiter für Sozialarbeit des Lahn-Dill-Kreises, die Menschen, die um 12 Uhr über den Schulhof der ehemaligen Kestnerschule in Wetzlar laufen. Sie tragen große Tüten, vereinzelt rollen sie Koffer neben sich her. Die Menschen haben bereits eine Nacht in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen verbracht, wurden dort offiziell registriert. Nun verbringen sie eine weitere Nacht im Ankunftszentrum Lahn-Dill-Kreis, bevor sie am Freitag in die Unterkünfte im gesamten Kreisgebiet gebracht werden.
Bis zur Ankunft der Geflüchteten haben Mitarbeitende der Kreisverwaltung aus verschiedenen Abteilungen und externe Servicedienstleisterinnen und -leister noch die Innenräume der Kestnerschule für die Neuankömmlinge vorbereitet. Anhand offizieller Listen aus dem Regierungspräsidium Darmstadt, das für die Zuteilung der Menschen auf die Landkreise zuständig ist, haben sie die erwarteten Menschen auf die zur Verfügung stehenden Räume aufgeteilt.
Das neue Ankunftszentrum der Kreisverwaltung ist innerhalb kürzester Zeit eingerichtet worden – keine 24 Stunden hat es gedauert – und bietet Platz für insgesamt 200 Menschen. Die etwa 70 Menschen, die am Donnerstagmittag vor dem Haupteingang stehen und zunächst über ihre Unterbringung und das weitere Vorgehen informiert werden, kommen alle aus der Ukraine und sind vor dem Krieg dort geflohen. Allerdings gehören sie verschiedenen Nationalitäten an. Sie wurden über das Regierungspräsidium Darmstadt offiziell dem Lahn-Dill-Kreis zugewiesen. Zusätzlich zu den knapp 200 Menschen aus der Ukraine, die am Donnerstag und Freitag ankommen, werden am Montag, 14. März 2022, die Geflüchteten im Ankunftszentrum ankommen, die auch aus anderen Kriegs- und Krisengebieten, beispielsweise Syrien oder Afghanistan, zunächst in Gießen in der Erstaufnahmeeinrichtung offiziell registriert wurden. Etwa 30 Menschen erreichen noch immer wöchentlich den Kreis und werden in den Flüchtlingsunterkünften untergebracht.
Ankunft und Registrierung der Geflüchteten
In ruhiger Atmosphäre gehen die Menschen nacheinander in das Foyer der ehemaligen Schule. Sanitäterinnen und Sanitäter der Malteser Wetzlar und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Wetzlar sind bis einschließlich Sonntag vor Ort, um schnell Erste Hilfe leisten zu können. Zunächst aber testen sie die Neuankömmlinge auf das Corona-Virus. Danach begleiten die Mitarbeitenden der Malteser und des DRK die Familien und Paare auf ihre Zimmer, erklären ihnen, was sie nun vor Ort erwartet.
Feld- und Babybetten stehen in den ehemaligen Klassenräumen bereit. Mobile Trennwände sorgen für ein wenig Privatsphäre. Bettwäsche, Wolldecken, Hygienesets liegen auf jedem Schlafplatz. Ein Caterer versorgt sie mit kalten und warmen Speisen, warme und kalte Getränke gibt es rund um die Uhr in der Cafeteria. Die Sanitärräume der Schule stehen für die Hygiene zur Verfügung. Mitarbeitende der Abteilung für Soziales und Integration erklären, welche Formulare nun ausgefüllt werden müssen. Zum einen sind die Geflüchteten, wie alle anderen aus den verschiedensten Nationen auch, berechtigt, Mittel nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu erhalten. Außerdem werden sie von der Ausländerbehörde der Kreisverwaltung mit Name und Fingerabdruck registriert, um erste vorläufige Ausweisdokumente zu erhalten. Dies geschieht bereits ab Freitagmorgen in den Räumen der Kreisverwaltung.
Das Ankunftszentrum hat die Abteilung für Soziales und Integration in enger Zusammenarbeit mit dem Katastrophenschutz des Kreises, der Ausländerbehörde, der Schulbauabteilung und der Aufsichts- und Kreisordnungsbehörde eingerichtet. 30 Feuerwehrmänner der Freiwilligen Feuerwehren Aßlar, Hüttenberg, Solms und Wetzlar haben von Donnerstagnachmittag an bis in die Abendstunden hinein geholfen, die Feldbetten aufzustellen und die ehemaligen Schulräume herzurichten. Vor Ort empfangen die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter des Kreises die Menschen und können in verschiedenen Sprachen Auskunft geben – neben Deutsch, Englisch, Türkisch und Russisch sind auch ehrenamtliche Dolmetscherinnen und Dolmetscher für Ukrainisch im Einsatz. „Ein hervorragendes Beispiel für die gute Zusammenarbeit und die Organisation unserer Abteilungen. Hier haben alle mit angepackt, um so den Menschen, die hier ankommen, einen schnellen und guten Einstieg zu ermöglichen“, betont Kreis-Sozialdezernent Stephan Aurand.
Wohnraumsuche – so können auch Bürgerinnen und Bürger helfen
Der Fachdienst Integration und Zuwanderung hatte nicht nur freien Wohnraum über eine Wohnraumbörse gesucht, sondern auch Menschen, die beim Übersetzen ins Ukrainische oder Russische helfen können. Über diesen Aufruf haben sich etliche Ehrenamtliche gemeldet. Auch die Wohnraumbörse wurde von den Bürgerinnen und Bürgern gut angenommen. Zahlreiche Zimmer, freie Wohnungen oder gar Häuser stehen aktuell zur Verfügung. In den kommenden Tagen werden sich die Mitarbeitenden des Fachdienstes wegen der Angebote zurückmelden und vor Ort die Räume und die Umgebung besichtigen, bevor die Menschen einziehen können. Derzeit finden die offiziell zugewiesenen Geflüchteten Platz in den bereits angemieteten Flüchtlingsunterkünften.
Die Kommunen werden ab Freitag über die neu ankommenden Menschen informiert, damit diese offiziell auch beim Einwohnermeldeamt der jeweiligen Stadt oder Gemeinde registriert werden können. Die weiterführenden Schulen werden informiert, wie viele Kinder in die Schule gehen könnten, damit diesen kurzfristig Intensivklassen angeboten werden können. Auch mit den Grundschulen ist der Fachdienst für Integration und Zuwanderung in enger Abstimmung.
Bürgerinnen und Bürger können über die Wohnraumbörse weiterhin leerstehende Immobilien anbieten. Wichtig: Weitere Hilfsangebote und Sachspenden im Ankunftszentrum sind aus organisatorischen und hygienischen Gründen leider nicht möglich. Sowohl die Wohnraumbörse als auch die Ausländerbehörde sind telefonisch unter 06441 407 1464 erreichbar. Auf der Homepage des Lahn-Dill-Kreises sind zudem alle relevanten Informationen zu finden unter Lahn-Dill-Kreis: Ukraine.
Selbständig eingereiste Flüchtlinge wenden sich nach Gießen
Abschließend weist der Kreis darauf hin, dass die ehemalige Kestnerschule nur eine Adresse für Geflüchtete ist, die offiziell dorthin zugewiesen wurden. Menschen, die eigenständig aus der Ukraine in den Kreis angereist sind, bitten die Kreisverwaltung und das Land Hessen darum, sich in Gießen in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung zu melden. Geflüchtete aus der Ukraine, die eine private Unterkunft im Lahn-Dill-Kreis, zum Beispiel bei Verwandten haben, wenden sich bitte zuerst an das örtliche Einwohnermeldeamt. Dort werden sie erstregistriert und erhalten dann einen Termin bei der Ausländerbehörde. Dies ist ganz wichtig, denn nur auf diesem Wege ist sichergestellt, dass eine finanzielle Unterstützung aufgenommen und eine medizinische Betreuung zur Verfügung gestellt werden kann. Auch nur auf diesem Weg ist die rechtzeitige Meldung schulberechtigter Kinder möglich und nicht zuletzt wird auf diesem Weg sichergestellt, dass Impfangebote des Kreisgesundheitsamtes, insbesondere gegen Covid-19, niederschwellig vorgenommen werden können. Auch zu allen diesen Fragen steht die Hotline 06441 407 1464 zur Verfügung.
Bildunterschrift:
1 - 4.: Die ersten Geflüchteten aus der Ukraine treffen zur Mittagszeit in Wetzlar ein. Foto: Judith Muhlberg/Lahn-Dill-Kreis
5 - 7.: Zunächst werden alle Ankommenden durch die Hilfskräfte des Rettungsdienstes auf das Corona-Virus getestet und dann auf die Räume der ehemaligen Kestnerschule verteilt. Foto: Judith Muhlberg/Lahn-Dill-Kreis
8 & 9.: In der Kestnerschule stehen Feldbetten für insgesamt 200 Personen sowie Babybetten für Familien mit Kleinkindern zur Verfügung. Foto: Judith Muhlberg/Lahn-Dill-Kreis