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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Arbeitsmarkt: Vier Fragen an Angelika Berbuir

Pressemitteilung Nr. 002 /2013 – 4. Januar 2013 - Agentur für Arbeit

Die Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar hat jetzt den Arbeitsmarkt für das abgelaufene Jahr 2012 bilanziert. Agenturchefin Angelika Berbuir beantwortet dazu vier Fragen und wagt einen Aus-blick auf 2013:

Frau Berbuir, welche Bilanz ziehen Sie für 2012?

Berbuir: Um es auf den Punkt zu bringen: Ich sehe deutlich mehr Licht, als Schatten. Trotz Staatsschuldenkrise im Euro-Raum, angespannter öf-fentlicher Haushalte und einer vernehmbaren Konjunkturabschwächung ist die Arbeitslosigkeit im Bezirk Limburg-Wetzlar gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 287 Erwerbslose oder 2,2 Prozent gesunken. Im vorwie-gend gewerblich-technisch geprägten und dadurch noch konjunkturab-hängigeren Lahn-Dill-Kreis war der Rückgang mit -3,3 Prozent sogar noch stärker, als im Kreis Limburg-Weilburg mit -0,3 Prozent. Im Jahresdurch-schnitt waren bei den heimischen Agenturen und Jobcentern 12824 Men-schen arbeitslos gemeldet. Das ist der niedrigste Stand seit zwanzig Jah-ren. Der Arbeitsmarkt hat sich auch im internationalen Vergleich einmal mehr als durchaus robust erwiesen.

Worauf führen Sie die stabile Arbeitsmarktlage zurück?

Berbuir: Die Stabilität ist primär auf die erfolgreichen Arbeitsmarktreformen der letzten Jahre zurück-zuführen. Die Märkte sind transparenter und flexibler, die Ausgleichsprozesse schneller und präziser geworden. Die Arbeitsmarktinstrumente wurden intensiv auf ihre Wirkung untersucht und verbessert. Zudem veranlasst die prognostizierte Fachkräfteklemme viele Arbeitgeber auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten an qualifizierten Kräften festzuhalten. Auch reagiert die Politik heute schneller und situationsbezogener auf ökonomische Schwankungen, wie das aktuelle Beispiel der Verlängerung des Kurzarbeitergeldes zeigt. Das gibt den Unternehmen Planungssicherheit. Aber auch demografi-sche Effekte spielen eine Rolle. Die geburtenstarken Jahrgänge scheiden langsam aus dem Erwerbs-leben aus, während die eintretenden Generationen deutlich kleiner sind. Das verhindert zusätzlichen Druck auf den Markt.

Sie sprachen aber auch von Schatten …

Berbuir: Ja, ganz spurlos geht die wirtschaftliche Eintrübung am Arbeitsmarkt natürlich nicht vorbei. Während wir mit der Entwicklung der Arbeitslosigkeit im ersten Halbjahr insgesamt zufrieden sein können, lässt die Dynamik seit Sommer spürbar nach. Es fehlen deutliche Impulse, es fehlen zusätzli-che Arbeitsplätze. Insgesamt haben wir im abgelaufenen Jahr 2334 freie Stellen zur Besetzung weni-ger „eingefahren“ als 2011. Das ist ein Rückgang von 19,5 Prozent. Wenn man dann noch überlegt, dass jede neu besetzte Arbeitsstelle mehr Kaufkraft für die Region bedeutet und so weitere Arbeits-plätze schaffen könnte, kann man den Verlust erst richtig einordnen. Außerdem gibt es regional un-terschiedliche Entwicklungen, auf die wir noch die richtigen Antworten finden müssen. So konnten wir im Lahn-Dill-Kreis die Arbeitslosigkeit bei den über 50jährigen im Jahresschnitt 2012 um 1,2 Prozent auf 2421 reduzieren, zeitgleich ist sie in Limburg-Weilburg um 1,7 Prozent auf 1383 Betroffene ge-stiegen. Auch bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit müssen wir noch stärker ansetzen. Während sie im Kreis Limburg-Weilburg im Jahresdurchschnitt um 4,3 Prozent oder 24 Jugendliche angestiegen ist, ging sie im Lahn-Dill-Kreis im gleichen Zeitraum um 1,0 Prozent oder 8 Personen zurück. Vergleicht man an Lahn und Dill aber die Dezemberwerte 2011 und 2012, ist ein sprunghafter Anstieg von 20 Prozent festzustellen.

Wie wird sich der Arbeitsmarkt 2013 entwickeln?

Berbuir: Auch wenn einige Frühindikatoren gewisse Risiken erkennen lassen, gehe ich von einem weiterhin stabilen Arbeitsmarkt aus. Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) konsta-tiert Hessen für dieses Jahr einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit von 3000 Personen. Für uns würde das ein Plus von 218 Erwerbslosen oder 1,7 Prozent bedeuten. Damit lägen wir immer noch unter dem Wert des Jahres 2011, einem Jahr also, das noch von einer erheblichen konjunkturellen Dynamik gekennzeichnet war. Gleichzeitig prognostiziert das IAB einen leichten Anstieg der Beschäf-tigung um ein Prozent. Diese auf den ersten Blick widersprüchliche Entwicklung erklärt sich durch eine stärkere Erwerbsbeteiligung der „Stillen Reserve“, jener Personen, die sich trotz Arbeitsfähigkeit dem Arbeitsmarkt bislang nicht zur Verfügung gestellt haben, sowie durch Zuwanderung. Der Ar-beitsmarkt wird sich somit wie in diesem Jahr in der Tendenz „seitwärts“ bewegen. Ich blicke den Herausforderungen des neuen Jahres jedenfalls durchaus zuversichtlich entgegen und sehe auch für 2013 mehr Chancen als Risiken.

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