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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Wetzlar

Asylsuchende Menschen kommen ab 1. Dezember in Wetzlar unter

Unterkunft am Finsterloh bietet für drei Monate Platz für maximal 472 Menschen

Wetzlar/­Dillenburg/­Herborn (ldk): Ab dem 1. Dezember 2022 wird am Finsterloh in Wetzlar der Festplatz vorübergehend für die Unterbringung von Geflüchteten genutzt. In einem Festzelt, das zuletzt in Herborn beim Oktoberfest genutzt wurde, können bis zu 472 Menschen untergebracht werden. „Wir werden aber versuchen, das Zelt nicht voll zu belegen“, sagt Nicolas Hartmann, Projektleiter für Ankunftszentrum und große Flüchtlingsunterkünfte beim Lahn-Dill-Kreis.

Seit dem 31. Oktober haben verschiedene Gewerke das Zelt errichtet, Kabinen eingebaut, Doppelstockbetten bereitgestellt, Strom verlegt, Waschmaschinen-, Dusch- und Toilettencontainer installiert und vieles mehr. 36 Duschen stehen zur Verfügung, 38 Toiletten, in den Zimmern sind USB-Ladebuchsen angebracht, im Eingangsbereich Steckdosen. Auch WLAN wird aktuell noch installiert. „Wir haben die gesamte Unterkunft innerhalb von einem Monat fertig gestellt“, erklärt Nicolas Hartmann – ein Kraftakt für alle Beteiligten.

Zunächst werden die Menschen, die aktuell noch in der Sporthalle der Comeniusschule in Herborn untergebracht sind, am 1. Dezember nach Wetzlar umziehen. Sobald die Halle in Herborn wieder frei ist, werden dort die aufgestellten Feldbetten und die Infrastruktur zurückgebaut, damit diese ab Mitte Dezember wieder für den Schul- und Vereinssport genutzt werden kann.

Aktuell sind in der Halle der Comeniusschule 200 Menschen untergebracht, die am Donnerstag im Eineinhalb-Stunden-Rhythmus nach Wetzlar gefahren werden. „Wir haben bei dieser Erstbelegung die Besonderheit, dass wir die Menschen in Herborn fragen konnten, wer sich mit wem ein Zimmer in Wetzlar teilen möchte“, erklärt Stephanie Proske, Fachdienstleiterin Sozialarbeit. So hoffen sie und ihre Mitarbeitenden auf einen reibungslosen Start.

Im Zelt in Wetzlar, das mit Ölheizungen beheizt wird, können pro Kabine acht Menschen untergebracht werden. Sie schlafen in Doppelstockbetten. Möglichkeiten zum Aufenthalt haben sie zum einen im großen Gemeinschaftsraum, wo auch die Küche untergebracht ist und rund um die Uhr warmes Wasser, Kaltgetränke und Kaffee zur Verfügung stehen. Zum anderen werden die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter des Kreises sowie Alltagshelfende die Menschen vor Ort betreuen und ihnen in allen Lebenslagen zur Seite stehen. Als Betreiber fungiert der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Regionalverband Mittelhessen, die ebenfalls vor Ort ansprechbar sind, ein eigenes Büro bekommen haben und sich um einen möglichst reibungslosen Ablauf kümmern werden.

Für die Sicherheit der Menschen sorgen ein Security-Service und sieben pensionierte Polizisten aus Wetzlar, die jetzt vorübergehend beim Lahn-Dill-Kreis angestellt sind und den Landkreis beim Thema Sicherheit unterstützen und beraten. Auch die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter des Kreises sind besonders geschult im Konfliktmanagement. Aktuell erarbeiten Mitarbeitende des Fachdienstes Sozialarbeit ein neues Gewaltschutzkonzept, das das bestehende ablösen wird.

Um im Ernstfall schnell handeln zu können, wird den Menschen vor Ort das Fluchtwegekonzept erklärt, die Zusammenarbeit mit der Wetzlarer Feuerwehr ist sehr eng. Im gesamten Zelt herrscht absolutes Rauchverbot, die Notbeleuchtung ist Tag und Nacht an. Auch die Kooperation mit der Polizei in Wetzlar ist engmaschig.

Wöchentlich kommen noch immer bis zu 70 Menschen im Ankunftszentrum Heisterberg an. Sie werden offiziell von der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung an den Lahn-Dill-Kreis zugewiesen. Unter ihnen sind etwa 20 Prozent Ukrainerinnen und Ukrainer, 80 Prozent der Menschen kommen aus Syrien, Afghanistan, Iran, Irak und anderen Krisen- und Kriegsgebieten dieser Welt. Die Asylsuchenden, also nicht die Menschen aus der Ukraine, werden nun in der Flüchtlingsunterkunft am Finsterloh in Wetzlar untergebracht.

„Wir mussten mit Hochdruck neue Unterbringungsmöglichkeiten schaffen, um die vielen Menschen, die Woche für Woche bei uns ankommen, gut unterbringen zu können“, sagt Sozialdezernent Stephan Aurand. Er ist der Stadt Wetzlar dankbar, dass sie den Festplatz vorübergehend bis März 2023 zur Verfügung gestellt hat.

Etwa 3,7 Millionen Euro wird die Unterbringung Geflüchteter am Finsterloh den Kreis kosten, inklusive Auf- und Abbau, Energiekosten, Catering und vielem mehr, so schätzt Projektleiter Nicolas Hartmann. Gegenfinanziert wird das zum Teil durch Pauschalen von Bund und Land Hessen, die der Kreis für die Unterbringung von Geflüchteten erhält. Außerdem wird die Essenspauschale einbehalten, da die Menschen vollversorgt sind in der Unterkunft.

Parallel kümmert er sich aktuell darum, dauerhafte Unterkünfte zu finden, um die Menschen auch nach März weiter versorgen zu können. „Wir haben zwei Lösungen im Lahn-Dill-Kreis im Blick, in denen bis zu 1000 Menschen untergebracht werden können“, erklärt Nicolas Hartmann. Das können entweder bereits bestehende Immobilien sein oder neue Unterkünfte, die in Modulbauweise gebaut werden und dann für die kommenden fünf Jahre bezogen werden können.

Mit Sorge blickt Sozialdezernent Stephan Aurand auf das kommende Jahr. Denn noch geben das Land Hessen und der Bund keine Prognose ab, mit wie vielen Menschen ab Januar 2023 zu rechnen ist und wie viele dann letztendlich im Lahn-Dill-Kreis ankommen werden. Sicher ist nur: „Wir müssen alle Menschen unterbringen, die einen Asylantrag stellen und uns zugewiesen werden“, betont er.

Aktuell lässt der Lahn-Dill-Kreis eine zweite große Unterkunft in Haiger auf dem Paradeplatz errichten, die noch vor Weihnachten bezogen werden kann. Diese wird sechs Monate zur Verfügung stehen und etwa sechs Millionen Euro nach vorläufigen Schätzungen kosten. In den Leichtbauhallen können bis zu 400 Asylsuchende untergebracht werden.

Bildunterschrift: Innerhalb von einem Monat wurde die Flüchtlingsunterkunft am Finsterloh in Wetzlar fertig gestellt, in der nun rund 200 Menschen untergebracht werden, die bisher in der Halle der Comeniusschule untergebracht waren. Foto: Lahn-Dill-Kreis

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