Pressespiegel & Aktuelles

Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

Beachten Sie bitte, dass dieser Artikel vor 3795 Tagen veröffentlicht wurde.

Die Argumente

Schnelles Internet sofort oder abwarten? / Selbst bezahlen oder auf den Markt vertrauen?

Dillenburg/Haiger/ Herborn/Wetzlar. Knapp zwei Stunden diskutierten die Kreistagsmitglieder am Montag, wie der Lahn-Dill-Kreis mit schnellem Internet versorgt werden und ob der Kreis Geld zuschießen soll. Ihre Argumente:

Pro

Clemens Reif (CDU): "Wir haben alle Möglichkeiten austariert, es wurde alles gesagt, es gibt keine Alternativen." Und: "Ich habe meinen Wählern versprochen, dass der Dillkreis nicht von dem Rest der Welt abgehängt wird. Wenn ich aus Wetzlar wäre, wie Helmut Hund, dann wäre ich auch in einer komfortablen Position."

Wolfgang Schuster (SPD): "Wir wollen verhindern, dass der Lahn-Dill-Kreis digital gespaltet wird. Der Markt wird es nur regeln, wenn er Geld verdient. Und dort, wo der Markt versagt hat, wollen wir es regeln."

Jörg-Michael Müller (CDU): "Ich werde zustimmen, denn es gibt eine wichtige Aufgabe des Landkreises: Lebensverhältnisse gleichartig zu gestalten." Und: "Ich bin nicht überzeugt, dass es der optimale Weg ist, aber Dinge müssen auf den Weg gebracht werden."

Er kritisierte jedoch die "Totschlagsargumente" der IHK und des Landrats: "Ich kenne nämlich keinen einzigen Unternehmer, der sagt, ich habe hier keine 100 MBit/s, ich mache hier meinen Laden dicht."

Heinz Bergfeld (SPD): "Ich kann den Kommunen nur raten, unbedingt mitzumachen. Wir sollten aber vom Internetanbieter eine Mindestbandbreite von 25 MBit pro Sekunde fordern."

Hans-Peter Stock (FWG): "Die Telekom hat letztes Jahr 18 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das Unternehmen hat auch eine gesellschaftliche Verantwortung." Aber: "Es ist höchste Zeit, fünf Minuten vor zwölf. Wir müssen endlich zu einem Ergebnis kommen. Stimmen Sie heute zu!"

Wolfgang Berns (FDP): "Wir halten es für falsch, noch zu warten."

Contra

Helmut Hund (CDU): "Der Kreis ist verschuldet bis über beide Ohren und wir werden der Telekom oder Vodafone noch 6 Millionen Euro hinten rein schieben. Ich, als Insider und Fachmann, kann Sie nur warnen, Telekom, Unitymedia und Vodafone auf den Leim zu gehen; die haben einen schönen Mitnahmeeffekt. Wir sollten politischen Druck machen, aber nicht in die eigene leere Tasche greifen. Lehnen Sie das ab!"

"Lehnen Sie das ab!"

Der Wetzlarer Unternehmer Hund war nach eigenen Angaben Mitglied im Beirat des Forschungszentrums Karlsruhe gewesen. Deshalb wisse er: Dort seien per Funknetz, über Parabolspiegel, bereits Datenübertragungsraten von 40 GigaBit pro Sekunde möglich. Die persönliche Internet-Kommunikation werde ein Abfallprodukt dieser zukünftigen Funknetze sein. "Es wird dann nicht mehr nötig sein, Glasfaserkabel bis ins kleinste Dorf im Lahn-Dill-Kreis zu verlegen." Außerdem: "Das schnelle Internet kommt eh. Der Wettbewerb führt dazu, er wird es richten."

Sascha Knöpp (CDU): "In unserem Dorf (Braunfels-Altenkirchen; Anm. d. Red.) sind von 300 Haushalten über 100 per Funk an schnelles Internet angeschlossen. Das läuft ohne Probleme. Mich stört, dass wir nur auf Glasfaser setzen." Außerdem: "Die Kommunen müssen das Geld auch erstmal aufbringen. Ich glaube nicht, dass wir das schnelle Internet ganz umsonst bekommen, aber vielleicht günstiger."

Carmen Zülsdorf-Gerhard (Grüne): "Wir haben noch Beratungsbedarf." Ihre Argumente: "Die 6 Millionen Euro haben wir nicht. Es ist nicht Aufgabe des Kreises. Die finanzielle Beteiligung der Wirtschaft fehlt uns ganz. Und wenn die Große Koalition in Berlin demnächst Milliarden für den Ausbau des schnellen Internets geben will, warum sollen wir dann zahlen."

Maria Schelberg (Grüne): "Ich habe Bedenken, so viel Geld dafür in die Hand zu nehmen. Das wäre mir bei anderen Dingen wichtiger."

Wetzlarer Neue Zeitung vom Dienstag, 5. November 2013, Seite 15

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