Pressespiegel & Aktuelles

Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

Beachten Sie bitte, dass dieser Artikel vor 3707 Tagen veröffentlicht wurde.

Die Kestnerschule schließt

Am 25. Juli gehen die Lichter aus / Grund: Die Schüler fehlen

VON TANJA FREUDENMANN

Wetzlar. Die Kestnerschule in Wetzlar schließt zum Schuljahresende. Das haben der Erste Kreisbeigeordnete Heinz Schreiber (Grüne) und Schulamtsdirektor Franz-Ludwig Löw gestern den Lehrern sowie dem Elternbeirat mitgeteilt.

Grund für die Schließung: Der Schule fehlen die Schüler. Aktuell besuchen 195 Schüler die kooperative Gesamtschule mit Förderstufe an der Wetzlarer Bergstraße. Zu den besten Zeiten der Schule seien es 1000 Schüler gewesen, erklärt Schreiber gestern bei einem Pressegespräch in der Schule. Für das Schuljahr 2013/2014 waren nur 21 Anmeldungen für die fünften Klassen eingegangen. Zu wenig, um für die Förderstufe zwei Klassen – eine Haupt- und eine Realschulklasse – zu bilden. Deshalb bestehe aktuell bereits keine fünfte Klasse mehr. Einen Gymnasialzweig gibt es an der Kestnerschule mangels Schülern schon seit Jahren nicht mehr.

Schüler sollen klassenweise auf umliegende Schulen verteilt werden

Für das Schuljahr 2014/2015 wären es noch 137 Schüler gewesen. Damit hätten gerade mal sieben Klassen gebildet werden können. „Wir mussten befürchten, dass aufgrund der Diskussionen um die Zukunft der Schule die Unruhe eskaliert und noch weitere Schüler abgewandert wären“, sagt der Erste Kreisbeigeordnete. „Wir machen das nicht nicht gerne, schließlich handelt es sich hier um eine Schule im Herzen Wetzlars. Aber um die Unsicherheit, die an der Schule bereits herrscht, nicht noch weiter zu befördern und um den Schülern Kontinuität zu bieten, haben wir uns für diese geordnete Lösung entschieden“, so Schreiber weiter. Diesem Weg habe gestern auch das Kultusministerium in einem Schreiben zugestimmt, daraufhin habe man sofort das Kollegium und den Elternbeirat informiert. Den Eltern werde ein Brief geschrieben, eine Schulkonferenz solle es zudem Mitte März geben.

„Wir wollten aber verhindern, dass nachher die Facebook-Drähte heiß laufen und die Eltern es so erfahren, deshalb wollten wir so früh wie möglich an die Öffentlichkeit gehen und informieren“, erklärt Schreiber.

Und was passiert mit den Schülern, wenn am 25. Juli, dem letzten Schultag vor den Sommerferien, die Lichter in der Kestnerschule ausgehen? „Die Schüler sollen, soweit möglich und gewollt, im Klassenverbund auf Schulen im Kreis verteilt werden“, erklärt Schreiber. Vier Schulen sind im Gespräch: die Alexander-von-Humboldt-Schule in Aßlar, die Wetzlarer Bebelschule, die Eichendorffschule und die Schwingbachschule in Rechtenbach. „Auch die jeweiligen Lehrer gehen mit, das ermöglicht ebenfalls eine schnelle Eingewöhnung in die neue Schulumgebung“, so Schreiber. Der Kreis als Schulträger übernehme notwendige Beförderungskosten der Schüler. Welche Klasse in welche Schule komme, stehe derzeit noch nicht fest. „Wir gehen davon aus, dass wir nach den Osterferien konkrete Vorschläge machen können.“ Dann sollen die Schüler auch zum Schnuppertag an die jeweiligen Schulen eingeladen werden.

„Das erscheint uns die pädagogisch sinnvollste Lösung“, erklärt Schulamtsdirektor Franz-Ludwig Löw. Bei einer so geringen Schülerzahl könne man den Schulbetrieb an der Kestnerschule nur schwer aufrecht erhalten, deshalb habe man sich für die Schließung entschieden. „Das ist aus organisatorischer Sicht ein Unding. Wir wollen Stabilität haben, Stabilität an einem anderen Schulort“, sagt Löw.

„Wir wollen das Gebäude für andere schulische Nutzungen einbinden“

Dabei bedauere man, dass die „gute pädagogische Arbeit an der Schule nicht fortgeführt“ werden könne. Die Schließung werde bei der Fortschreibung des Schulentwicklungsplans berücksichtigt, ein neuer Schulorganisationsbeschluss sei dann vom Kreistag zu fällen.

„Es gab immer wieder Nachfragen von Eltern und Schülern, was denn mit der Schule passiert“, erzählt Schulleiter Peter Schmidt. Er hofft, dass sich das Schulklima beruhigen wird, „jetzt, da wir Planungssicherheit haben“. Die Kollegen hätten zwar zunächst betroffen reagiert, dennoch sei man froh, dass nun endlich Klarheit herrsche.
Und was passiert mit dem markanten Gebäude in der Bergstraße, das sich im Besitz des Lahn-Dill-Kreises befindet? „Wir wollen das Gebäude für andere schulische Nutzungen einbinden“, so Schreiber vage. Konkreter könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht werden. „Bis zum Ende des Jahres wird aber klar sein, was mit dem Gebäude passiert“, so Schreiber.

Schüler werden jedenfalls nicht mehr unterrichtet werden, denn die Schülerzahlen sinken weiter: Während es 2007 noch 41.000 Schüler im Kreis gab, sei man aktuell unter die 35.000-Marke gerutscht. Grundschüler gab es 2003 noch 12.114, 2013 waren es 940.

Wetzlarer Neue Zeitung vom Freitag, 28. Februar 2014, Seite 17

Zurück zur Newsübersicht