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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Die Zahl der Krebspatienten steigt

Neues Onkologisches Zentrum bietet 33 Behandlungsplätze

Wetzlar. 15 Prozent der Patienten der Lahn-Dill-Kliniken leiden an einer Krebserkrankung. Mit der älter werdenden Bevölkerung wird die Zahl der Krebspatienten in Zukunft noch steigen. Darauf hat das Klinikum reagiert - und das Onkologische Zentrum im Medi-Center Wetzlar eingerichtet.

"Dieses Zentrum dient dazu, Schwerstkranken wohnortnah zu helfen", erklärte Landrat Wolfgang Schuster, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung, bei der Feierstunde am Klinikum. Bis Juli sei die onkologische Ambulanz in Station 9A der Klinik untergebracht gewesen. "Dort herrscht natürlich Hektik des Alltags", so Schuster. In der neuen Ambulanz im Medi-Center direkt neben dem Klinikum sei dies anders: "Die Patienten haben die Ruhe in den Behandlungsräumen, die sie für eine ohnehin anstrengende Chemotherapie brauchen." 200 000 Euro seien in die medizinische Einrichtung investiert worden - "gut investiertes Geld", so Schuster.

"Eine Tumordiagnose trifft den Nerv des Lebens", sagte Birgitta Killing, Chefärztin der Klinik für Hämatologie/Onkologie und Palliativmedizin am Klinikum. "Unsere Aufgabe ist es, für Patienten in dieser schwierigen Zeit da zu sein und auch die adäquaten Räume zu bieten", so Killing. Sie führte die die Gäste der Eröffnung durch die 700 Quadratmeter und damit fast doppelt so große Ambulanz mit 33 - statt bisher 28 - Behandlungsplätzen. Sechs Arzthelferinnen und zwei onkologische Fachärzte arbeiten dort, verstärkt wird das Team durch einen Assistenzarzt und eine gynäkologische Fachärztin.

Die räumliche Vergrößerung sei dringend notwendig gewesen, da die Zahl der Patienten durch den demografischen Wandel - also die Alterung der Gesellschaft - stetig steige: "Pro Monat haben wir inzwischen 1000 Patientenkontakte", so Killing.

In Deutschland nimmt Krebserkrankung bis 2030 um 30 Prozent zu

In der neuen Ambulanz werden neben Behandlungen wie Chemo- oder Antikörpertherapien auch Knochenmarkpunktionen oder Blutuntersuchungen vorgenommen, erklärt der leitende Oberarzt Wolfgang Gießler beim Rundgang. In der Regel halten sich die Patienten zwischen zwei und drei Stunden in der Ambulanz auf, es könnten aber auch bis zu sechs Stunden werden. Eine wichtige Rolle spiele dabei auch die psychoonkologische Betreuung der Patienten, die ebenfalls in der Ambulanz angeboten werde. Denn die Seele leide mit.

Das Zentrum - das fachübergreifend arbeite - sei 2011 als erstes in Hessen durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert und dieses Zertifikat jetzt erneuert worden, sagte Klinik-Geschäftsführer Richard Kreutzer.

Ziel der Krebsgesellschaft sei es, durch onkologische Zentren wie in Wetzlar die Versorgung von Krebspatienten zu verbessern. Denn hier hinke man in Deutschland hinterher, erklärte Wolff Schmiegel, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft.

In einem Vortrag erläuterte er die Entwicklung und Perspektiven des Nationalen Krebsplans. Diesen habe das Bundesministerium für Gesundheit mit der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren 2008 initiiert. Gleich zu Beginn der Arbeit habe man festgestellt, dass bei Krebs das Risiko, eine Therapie zu erhalten, die nicht unbedingt helfe, besonders groß sei: Laut Studie liege sie bei 75 Prozent. "Wir müssen also zu einer besseren Therapie kommen. Denn: Krebs ist nicht gleich Krebs", so Schmiegel.

Ein Schlüssel zum Erfolg sei die fachübergreifende Arbeit der Mediziner, die an den onkologischen Zentren gewährleistet sei. "Es gilt, Hand in Hand zu arbeiten, auch mit niedergelassenen Kollegen als gleichberechtigte Lösungserbringer." In den Kliniken werde dieser Weg "als Herausforderung" betrachtet, gleichzeitig sehe man darin "Verbesserungspotenzial zwischen 80 und 90 Prozent". Die Patienten erachten laut einer Befragung die Zusammenarbeit der Behandelnden als wichtig.

Zuvor hatte Schmiegel "die alarmierenden Zahlen" genannt: "Bis 2030 verdreifachen sich die Krebserkrankungen weltweit, in Deutschland nehmen sie um 30 Prozent zu." Der Experte sprach von einem "Krebs-Tsunami". "Krebs wird die häufigste Todesursache sein."

Vor allem ältere Menschen seien betroffen, da es sich um eine genetische Erkrankung handele. Aber auch bei Kindern nähmen die Erkrankungsfälle zu. Dennoch nutzten nach wie vor lediglich 18 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen die Möglichkeiten der Früherkennung. Auch hier wolle und müsse man ansetzen und aufklären.

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