Pressespiegel & Aktuelles

Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

Beachten Sie bitte, dass dieser Artikel vor 3973 Tagen veröffentlicht wurde.

Ein gefährlicher Kreislauf

IG Metall und DGB fordern neue Ordnung der Arbeit

Herborn. "Menschen, die trotz Beschäftigung ein so geringes Einkommen erzielen, dass sie ihr Leben nicht finanzieren können, und Arbeitnehmer, die in Mini- und Teilzeitjobs regelgerecht ausgebeutet werden und kaum über die Runden kommen, sind Realität", haben Mitglieder der IG Metall Herborn am Freitag auf dem Herborner Marktplatz betont.

Gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Lahn-Dill fordern sie deshalb "NOA", eine "Neue Ordnung von Arbeit", von deren Ertrag man auch leben könne.

Teilzeit, befristete Jobangebote, Leiharbeit und Minijobs hätten zu "atypischen Arbeitsverhältnissen" in Deutschland geführt, erklärte Gewerkschaftssekretärin Andrea Theiß von der IG Metall Herborn. Durch all diese Formen "moderner Sklavenarbeit" würde Arbeit entwertet. "Seit Einführung der Hartz-Gesetze 2003 durch die große Koalition gibt es eine eigene Dynamik in den neuen Arbeitsverhältnissen". Mit der Heraufsetzung des Rentenalters und der Anhebung der Schwelle zur Erwerbsunfähigkeit habe die Politik einen gefährlichen Kreislauf geschaffen.

"Arbeit ist in Unordnung gekommen", sagte auch Ernst Richter vom DGB Lahn-Dill. Durch die "Hintertür" sei der Kombilohn eingeführt worden, mit der Folge, dass die Allgemeinheit nun das zahlen müsse, was der Arbeitgeber nicht möchte. "Wir brauchen die Politik, um wieder für klare Verhältnisse zu sorgen."

"Was Arbeitgeber nicht bezahlen wollen, muss die Politik drauflegen"

Landrat Wolfgang Schuster (SPD) unterstützte "NOA". "Wir geben jährlich 16,6 Millionen Euro an die Jobcenter. Dieser Betrag wird von rund 3300 Menschen, die trotz Arbeit nicht genug verdienen, in Anspruch genommen", erklärte Schuster. Ein Viertel jener sogenannten "Aufstocker" habe eine 40-Stunden-Woche.

Die Politik müsse so die Niedriglöhne vieler Arbeitgeber subventionieren. "Ich würde das Geld lieber in Bildung investieren", sagte er.

Mittels zweier Ortsschilder machten die Gewerkschaften auf ihr Anliegen aufmerksam. So gebe es in Herborn 271 "aufstockende Bedarfsgemeinschaften".

Die "NOA"-Aktion war eine der ersten, mit denen IG Metall und DGB im Wahljahr auf die Arbeitsverhältnisse aufmerksam machen möchte. Morgen früh um 11 Uhr laden die Gewerkschaften zu einer Filmmatinee ins Gloria-Kino in Dillenburg ein. Gezeigt wird dort "Bread and Roses".

Zurück zur Newsübersicht