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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Es gibt noch viel zu tun

SPD diskutiert über den demographischen Wandel

Herborn. Ein Blick in die Zukunft, genauer gesagt in das Jahr 2030 zeigt: Rosige Zeiten sehen anders aus. Trotzdem, den Kopf in den Sand zu stecken wäre die verkehrte Lösung. Das betonten Herborns Bürgermeister Hans Benner (SPD) und Landrat Wolfgang Schuster am Dienstag bei einer Informationsveranstaltung in der Hohen Schule zum Thema "Im demographischen Wandel Gerechtigkeit zwischen den Generationen herstellen". Eingeladen hatte der Stadtverband der Herborner SPD.

"Das Problem ist bekannt: Überalterung in den Städten, Ausdünnung der Dörfer und so weiter", leitete SPD- Stadtverbands- und Fraktionsvorsitzender Uwe Wolter den Abend ein. Von einem Thema "das uns nicht mehr los lässt" sprach auch Hans Benner und betonte, wie wichtig es für alle Beteiligten sei, sich den Problemen der Zukunft zu stellen.

Dabei zeigten die statistischen Zahlen, die Bürgermeister und Landrat vorlegten, dass dies keine leichte Aufgabe sein wird. Basierend auf verschiedenen Studien zeichnet sich eine Entwicklung ab, die zur Folge haben wird, dass es in 15 Jahren doppelt so viele Menschen im Alter von über 80 Jahren gibt wie Kindergartenkinder. Für die Zukunft bedeutet dies einen Rückgang der erwerbstätigen Bevölkerung im Alter zwischen 20 und 65 Jahren und damit verbunden rückläufige Einnahmen für die Kommunen.

Dies, so die beiden Redner, würde dann Auswirkungen auf die Infrastruktur haben und könnte zu einer Abwanderung aus der heimischen Region führen. Bereits jetzt zeige sich, dass die Einwohnerzahl in den Stadtteilen abnehme. Als Beispiel führte Benner Amdorf an: In den vergangenen Jahren sei die Bevölkerung hier von 330 auf 270 Einwohner zurückgegangen.

Probleme nicht auf den Schultern derer abladen, die heute noch Kinder sind

Welche finanziellen Auswirkungen dies haben kann, erklärte Landrat Wolfgang Schuster: "Denken Sie an notwendige Dinge, wie den Betrieb einer Kläranlage. Die Kosten bleiben gleich, aber es werden weniger Menschen da sein, die diese tragen. Das bedeutet letztendlich höhere Kosten für den Einzelnen." Auch im Bereich Pflege und Gesundheit sei einiges zu tun, so Schuster: "Wir werden in den Spagat genommen: Höhere Ausgaben in der Pflege bei nicht steigenden Einnahmen."

Bürgermeister und Landrat waren sich daher einig, dass es, obwohl man derzeit in Herborn und Umgebung gut aufgestellt sei, bereits jetzt gelte, Maßnahmen zu ergreifen. Die Lösung könne aber nicht alleine darin bestehen, die Neuverschuldung aufzustocken. "Wir können die Probleme der Zukunft nicht ausschließlich auf den Schultern derer abladen, die heute im Kindergarten sind", plädierte Schuster. Vielmehr gelte es, sich Gedanken zu machen, wie man die Region weiterhin als Standort stärken und attraktiv halten könne. Ein wichtiger Faktor sei dabei die Bildung, um auch in Zukunft auf gut ausgebildete Fachkräfte zählen zu können. In diesem Zusammenhang, so Schuster, sei es besonders wichtig, auch die Menschen nicht-deutscher Herkunft noch stärker zu integrieren.

Daneben müsse man weiter in die Infrastruktur investieren, beispielsweise den Ausbau des schnellen Internets. Gedanken müsse man sich ferner über möglicherweise entstehende Lücken in der hausärztlichen Versorgung machen.

Benner und Schuster wollen zudem weiter viel für die Familienpolitik tun. Hier sei es wichtig, ein breites Angebot zu schaffen, um Herborn mit seinen Stadtteilen für Arbeitnehmer eben auch als Zuzugsgebiet attraktiv zu halten. Gefragt seien in diesem Zusammenhang aber auch die Unternehmen, denn für viele Berufstätige stelle sich zunehmend nicht nur die Frage nach der Betreuung der Kinder, sondern auch die Überlegung, wie man die Pflege von Angehörigen mit dem Beruf vereinen könne. Das Thema "Älterwerden der Bevölkerung" erwies sich, das zeigten die Ausführungen der beiden Politiker, als äußerst vielschichtig, ja als eine gesamtgesellschaftliche Frage. Pflege, barrierefreies Wohnen und eine Stadt, die auch für ihre Senioren viel zu bieten hat, sind dabei wichtige Teilaspekte des Ganzen. Herborn ist hierbei, nicht zuletzt durch die Arbeit des Seniorenbeirats derzeit gut aufgestellt, waren sich die Redner und auch das Publikum, dass im Anschluss noch Fragen stellen durfte, einig.

Trotzdem gibt es im kommunalen, wie auch im Bereich der Landes- und Bundespolitik, viel zu tun. Die Zusammenarbeit der Kommunen wird dabei genauso wichtig sein, wie die Diskussion um Mindestlöhne. Letztere, so plädierte Hans Benner zum Schluss, könnten dazu beitragen, dass die Versorgung im Alter sichergestellt ist. Aber: Abstriche und Einschnitte wird es geben müssen. "Wir werden es uns aufgrund der demographischen Entwicklung nicht mehr leisten können, alles so aufrechtzuerhalten, wie wir es gewohnt sind," meinte Schuster im Hinblick auf öffentliche Einrichtungen. Dennoch sieht der Landrat das "Älterwerden der Bevölkerung" nicht als etwas Negatives, denn die Senioren seien heute agiler und fitter. Davon könne die Gesellschaft profitieren.

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