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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Gemeinsam feiern fördert Respekt

170 Gäste mehrerer Nationen begehen das Fastenbrechen in der Hauptmoschee

Wetzlar (lr). 170 Besucher haben in der Wetzlarer Hauptmoschee in Niedergirmes das islamische Iftar-Fest begangen. Mit ihm wird das Ende des Fastenmonats Ramadan gefeiert. Teilnehmer aus unterschiedlichen Nationen und Religionen haben zusammen gegessen und sind dabei ins Gespräch gekommen.

Ali Yesilöz, Vorsitzender des türkisch-islamischen Kulturvereins, freute sich, dass der Einladung zum Fest auch viele Vertreter aus Politik, Vereinen und Kirchen gefolgt waren. Der türkische Generalkonsul, Ilhan Saygil (Frankfurt), lobte die Verständigung unter Deutschen und Einwanderern. Zwei positive Zeichen seien die geplante Einführung islamischen Religionsunterrichts an hessischen Schulen und die geplante Partnerschaft des Lahn-Dill-Kreises und der Stadt Wetzlar mit dem Landkreis und der Gemeinde Osmangazi in der türkischen Provinz Bursa.

Landrat Wolfgang Schuster (SPD) erinnerte daran, dass Deutschland vor 50 Jahren Gastarbeiter eingeladen hatten. Aus den Gastarbeitern seien Mitbürger geworden. Dies zeige sich beispielsweise in den 23 Kindergärten der Kreiskommunen. Ein Drittel der 6000 Kindergartenkinder habe Eltern, die nicht in Deutschland geboren seien oder keinen deutschen Pass besäßen. "Diese Kinder sind Teil unserer Zukunft", sagte Schuster.

Vom Ziel des islamischen Unterrichts lässt man sich nicht abbringen

Respekt und Toleranz seien für eine erfolgreiche Integration nötig. Auch die Religion sei ein wichtiges Element. Deshalb freue er sich, dass so viele Vertreter der Kirchen an dem Fest teilnehmen und den gegenseitigen Austausch fördern, sagte der Landrat. Der Kreis befürworte ausdrücklich die Bemühungen des hessischen Integrationsministers Jörg-Uwe Hahn (FDP) zur Einführung islamischen Religionsunterrichtes. Von diesem Ziel lasse sich seine Partei auch nicht durch anderslautende Äußerungen abbringen, sagte Schuster mit Blick auf die Kritik des CDU-Landtagsabgeordneten Hans-Jürgen Irmer. Der schulpolitische Fraktionssprecher hatte die Türkisch Islamische Union der Anstalt der Religionen, kurz DITIB, mehrfach als "völlig ungeeignet" bezeichnet, islamischen Religionsunterricht an hessischen Schulen anzubieten. Dass ein wissenschaftliches Gutachten im Auftrag der Landesregierung zu einer anderen Einschätzung kam, hat Irmer in seinem "Wetzlar Kurier" zuletzt damit erklärt, dass Täuschung zum Wesen des Islams gehöre.

Sprache, Bildung, Ausbildung, Arbeit und Studium seien wichtige Schritte der Integration. Deshalb appellierte Schuster an die türkischen Mitbürger, ihre Kinder noch stärker zu fördern, denn "ohne Sprachkenntnisse wird es schwer die Kinder stärker zu integrieren". Als Zeichen der Sympathie und Solidarität will der Landrat die Partnerschaft mit Osmangazi verstanden wissen. Sie solle mit Leben erweckt werden als "Zeichen, dass wir mit Ihnen die nächsten Jahrzehnte gestalten wollen", sagte er an die Adresse der türkischen Mitbürger.

Der DITIB-Vorsitzende in Hessen, Fuat Kurt (Frankfurt), erklärte, sein Verband habe das Ziel, in Kooperation mit dem Staat und auf der Grundlage des Grundgesetzes flächendeckend islamischen Religionsunterricht anzubieten. Zu Irmers Äußerungen sagte Kurt, die DITIB stehe für Meinungsfreiheit - solange Menschen nicht verletzt oder beleidigt werden. Der Verband stehe für eine gemeinsame Gesellschaft. Es sei keineswegs selbstverständlich, beim Iftar-Fest seine Freude mit Andersgläubigen zu teilen. Das demonstriere Akzeptanz und Liebe zueinander.

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Mürvet Öztürk sprach sich für regelmäßige Begegnungen aus. Türken und Deutsche sollten Gutes miteinander reden und Konflikte friedlich miteinander lösen. Beim islamischen Religionsunterricht sei ihr wichtig, dass junge Menschen mit islamischen Wurzeln durch in Deutschland ausgebildete Lehrer in ihrer Religion unterrichtet werden. Der Islam gehöre in die Gesellschaft und auch in die Schulen.

Bürgermeister Manfred Wagner (SPD) nannte das Iftar-Fest ein wichtiges und wertvolles Signal. Durch Begegnung und Austausch werde Verständnis und Vertrauen aufgebaut. Für die christlichen Kirchen sprach Superintendentin Ute Kannemann. "Das Bemühen um das gegenseitige Verstehen unterschiedlicher Überzeugungen ist für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft unverzichtbar und ohne Alternative", so Kannemann.

Während des Ramadan, vom 20. Juli bis zum 18. August fasten Muslime von der Morgendämmerung bis Sonnenuntergang. Während des Fastens sind der Verzehr von Speisen, Getränken und Tabak sowie leibliche Gelüste nicht erlaubt. Das gemeinsame Fastenbrechen, den sogenannten Iftar, begehen Muslime pünktlich zum Sonnenuntergang.

Quelle: mittelhessen.de

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