Pressespiegel & Aktuelles

Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

Beachten Sie bitte, dass dieser Artikel vor 3591 Tagen veröffentlicht wurde.

"Iemer", "Eemer" oder "Aamer"

Mundartwettbewerb für Jugendliche in der Taunushalle

Solms. "Mir schwätze Platt" stand auf der Medaille, die den Kindern als Anerkennung nach dem 1. Mundartwettbewerb für Kinder und Jugendliche in Hessen um den Hals gehängt wurde. Er fand statt in der Taunushalle.

Die Bürgermeister oder deren Vertreter aus den Heimatgemeinden der sieben Mundartgruppen verteilten zudem Urkunden und Geschenke in Form von Gutscheinen. Sieger des Wettbewerbes waren alle teilnehmenden Kinder und das Kulturgut "Mundart" selbst.

"Woan mir doas dene Kenn net lenne, gitts velohn" stellte Marlit Hoffmann klar. Die VeMuK-Vorsitzende (Verein zur Erhaltung der Mittelhessischen Mundart und Kultur) hatte die rund 300 Gäste im Namen des Veranstalters begrüßt und führte anschließend durchs Programm. Der Solmser Bürgermeister Frank Inderthal grüßte als Gastgeber: "Doas kost hau naut, koa Miet un goar naut", habe der "Gemoaroat" (Gemeinderat) einstimmig beschlossen.

"Woann dej Kenn Platt schwätze, kloppt mir vor Freud des Hezz"

Das Stadtoberhaupt fühlte sich geehrt, dass der Mundartwettbewerb für Kinder und Jugendliche in Solms stattfand. "Wenn aich Platt schwätze, dink aich oh mei Oma und oh mein Opa", so Inderthal. Und so ging es vielen Besuchern im Saal, die in den Beiträgen zurückerinnert wurden an die gute alte Zeit, in der Platt schwätze überall zum bäuerlichen Alltag gehörte.

Wie unterschiedlich gerade der hessische Dialekt ist, verdeutlicht beispielsweise der Eimer, der in einem Dorf "Iemer , im nächsten "Eemer" und im übernächsten "Aamer" genannt wird.

Staatssekretär Ingmar Jung vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst hatte als Schirmherr einen Scheck über 300 Euro mitgebracht. Landrat Wolfgang Schuster ("Wer Platt schwätze kann, der kann aach Landroat wänn") fühlte sich sichtlich wohl unter den "Plattschwätzern". "Wer seine Kultur nicht pflegt, kann auch seine Zukunft nicht gestalten", so Schuster.

Was die einzelnen Mundartgruppen mit viel Engagement aufführten, war meist humorvoll und stimmte dennoch nachdenklich.

Den Auftakt machten die Werdorfer "Hoingker" mit Volkstanz zu Mundartliedern wie "Siehste net die Säu em Goade" von Christine Krämer. In Einzelvorträgen und in einem Sketch machten Waldsolmser Kinder ihren Stolz spürbar, dass sie in der Schule Mundart lernen. Liselotte Reuter aus Brandoberndorf hatte dazu alle Texte selbst geschrieben. "De Dorfkenn", die Mundart-AG aus der Dillenburger Schule, boten mit "De Fräschekönich" gleich ein ganzes Märchen.

Die Kinder der Mundartgruppe des Faschingsclubs aus Nidda-Ulfa führten lustige "Gespräche off de Gass".Aus dem gleichen Ort kam die Mundart-AG des Fördervereins, die das Singspiel Herr Gernegroß und der Mond ("de Muud") aufführten.

Die Kindermundartgruppe "Wissemere Hanjer" gab ebenfalls Heiteres zum Besten: "Mir foarn enn Urlaub nach Sicht, denn im Fernseher hoats gehaase: Schönes Wetter in Sicht". Den Schlusspunkt setzte die Platt-AG der Grundschule aus Dutenhofen mit Mundartliedern wie "TatüTata eus Feuerwehr" oder "Euser Platt, das mir schwätze, ess schie". Sichtlich bewegt zog Dr. Lothar Worm, Dozent an verschiedenen Universitäten, Mundartdichter, Buchautor und Leiter des Hüttenberger Heimatmuseums, Resümee und erklärte alle Teilnehmer zu Siegern: "Woann dej Kenn Platt schwätze, kloppt mir vor Freud des Hezz". Und so nahmen am Ende alle Gruppenleiter jeweils einen Pokal nach einem Wettbewerb in Empfang, der hoffentlich seine Fortsetzung finden wird -- m Sinne der Erhaltung unserer Kultur und insbesondere der hessischen Mundart.

Nach dem großen Finale sorgte die Mundart-Sänger-Gruppe "oafach so" mit Liedern zum Mitsingen w ie "Dej Rure-Roiwe-Ropp-Maschin" noch eine Weile für Stimmung im Saal.

Zurück zur Newsübersicht