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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

Beachten Sie bitte, dass dieser Artikel vor 3716 Tagen veröffentlicht wurde.

"Ikea wertet Wetzlar enorm auf"

Die Zementtürme verschwinden / Mehr als 50 Millionen Euro werden investiert

Wetzlar. Ikea kommt nach Wetzlar. Auf der 74.000 Quadratmeter großen Industriebrache des ehemaligen Zementwerks an der Hermannsteiner Straße entsteht bis Ende 2016 eine weitere Filiale des schwedischen Möbelhauses. "Das ist ein großer Wurf für die Stadtentwicklung und wertet Wetzlar enorm auf." So freute sich am Dienstagvormittag Oberbürgermeister Wolfram Dette (FDP), als Vertreter von Ikea und HeidelbergCement ihre Pläne erläuterten.

Am neuen Standort will Ikea 50 Millionen Euro investieren (ohne Grundstückskosten) und 150 Arbeitsplätze schaffen. Der Baubeginn ist für Anfang 2016 geplant. Es entsteht ein zweigeschossiges, zwölf Meter hohes Gebäude mit einer Verkaufsfläche von 25.500 Quadratmetern. Das Unternehmen rechnet mit einer bis 1,5 Millionen Besuchern pro Jahr.

Sowohl Johannes Ferber, Ikea-Expansionschef, als auch Stephan Wehning von HeidelbergCement, zuständig für den Standort Wetzlar, betonten: "Wir sind uns handelseinig, die Vertragsverhandlungen sind weit fortgeschritten." In den nächsten Monaten gehe es darum, so Ferber, Planungssicherheit zu gewinnen und Baurecht zu schaffen.

In der Pressekonferenz in der Rittal-Arena, in Sichtweite der Zementtürme, erläuterte Wehning den Sachstand. Nach einer über 100-jährigen Tradition als Zementwerk sei die Produktion 2010 beendet worden. Fast 100 Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz.

Ikea erwartet pro Jahr mehr als eine Million Besucher in der neuen Filiale

Teile der Anlagen, darunter die Mahlanlagen und die Ofenlinien, wurden abgebaut und an anderen Standorten von HeidelbergCement, unter anderem in Russland, weiterverwendet.

Parallel habe man, in Zusammenarbeit mit der Stadt, nach Interessenten für das Gelände Ausschau gehalten, Überlegungen für eine sinnvolle Nutzung des Areals angestellt.

Vor gut einem Jahr kam Wirtschafts- und Baudezernent Harald Semler (FW) in Kontakt mit Ikea und stellte die Verbindung zu HeidelbergCement her.

Schon lange habe man in Mittelhessen nach einem Standort gesucht, sagte Ferber. Mehrere Möglichkeiten wurden geprüft, der neue Standort, so nah an der Innenstadt, sei sehr interessant. Die Anbindung sowohl für den Individualverkehr als auch für den ÖPNV bezeichnete er als gut, ebenso das Umfeld mit Bauhaus, Forum und Altstadt.

Ikea setze auf Nachhaltigkeit, erläuterte Projektleiter Thilo Mayer. Bis 2020 will das Unternehmen unabhängig sein von fossilen Brennstoffen. Deshalb habe der Einsatz von Windkraft, Geothermie und Photovoltaik Vorrang. Auch die Nutzung von Fernwärme, ergänzte Semler, könnte in Wetzlar ein Thema sein.

Bislang mussten Kunden aus dem Altkreis Wetzlar nach Siegen, Hofheim-Wallau oder Frankfurt-Niedereschbach fahren. Mit der neuen Filiale, so Mayer, komme Ikea der mittelhessischen Kundschaft näher. Zur Pressekonferenz präsentierte der Investor eine erste Studie, wie das Industriegelände genutzt werden könnte. Mayer verwies auf eine Vielzahl von Expertisen, die nun in Auftrag gegeben werden müssen. Dabei geht es um die Altlasten auf dem Gelände ebenso wie um die Verkehrsanbindung, die in Abstimmung mit Hessen Mobil und der Stadt ausgelotet werde. Ein Verkehrsgutachten soll zeigen, inwieweit der Bereich Bannstraße/Gloelstraße verändert werden muss. Auch ein Einzelhandelsgutachten und eine Verträglichkeitsstudie werden erstellt.

Kein großer Knall: Die Zementtürme werden Stück für Stück abgetragen

Von Seiten der Stadt, neben Dette und Semler nahmen auch Umweltdezernent Norbert Kortlüke (Grüne), Bürgermeister Manfred Wagner und Stadtverordnetenvorsteher Udo Volck (beide SPD) an der Präsentation teil, herrschte große Freude über diesen Coup.

Damit würden die Innenstadt und das Bahnhofsumfeld enorm aufgewertet. Zudem sei ein Ikea-Haus in fußläufiger Nähe zum Bahnhof, zum Forum und zur Fußgängerzone eine tolle Visitenkarte für die Stadt.

Die Schließung des Zementwerks vor vier Jahren, erinnerte Dette, sei für Wetzlar ein herber Verlust gewesen. Dass die seitdem brachliegende Fläche im Bereich der Innenstadt nun revitalisiert wird, könne kaum hoch genug bewertet werden.

Durch die neue Nutzung verschwinden auch die bis zu 65 Meter hohen Silotürme, die bislang das Stadtbild prägen. Das Industriegelände war für viele Wetzlar-Besucher der erste Eindruck, den sie von der Goethe- und Optikstadt bekamen.

Das Ende der markanten Bauwerke erfolgt keineswegs mit großem Knall per Sprengung. Vielmehr werden sie nach Angaben von Werksleiter Wehning im kommenden Jahr Stück für Stück abgetragen. Um das Grundstück für die Ikea-Nutzung aufzubereiten, müssen mehrere Millionen Euro ausgegeben werden. Ikea kündigte an, dass man eine Partnerschaft mit dem heimischen Einzelhandel anstrebe, auch durch die Mitgliedschaft im Stadtmarketing-Verein. Geplant seien, in Zusammenarbeit mit der Stadt, mehrere Infoveranstaltungen für die Bürger im Allgemeinen und für die Anlieger im Besonderen. Man suche den Dialog, auch hinsichtlich der Gestaltung, und wolle ein guter Nachbar sein.

Weitere Stimmen zum Thema lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Wetzlarer Neuen Zeitung und Solms-Braunfelser (Mittwoch, 19. Februar).

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