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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster
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Regulärer Job statt Behindertenwerkstatt
Pressemitteilung Nr. 194 /2018 – 3. Dezember 2018
Stefan Pamer findet mit ‚Unterstützter Beschäftigung‘ Arbeitsplatz
Hilfe für Menschen mit Behinderung im Grenzbereich zwischen Werkstatt und regulärer Arbeit
Zahl schwerbehinderter Arbeitsloser seit drei Jahren rückläufig
Stefan Pamer ist in seinem Element. Der junge Mann aus Blasbach steht an der Werkbank und „putzt Metall“, wie er erklärt. Dabei trennt er unterschiedliche Metalle, die seinem Arbeitgeber, dem Wetzlarer Recycling-Unternehmen Emil Keilich GmbH, von Schrotthändlern aus der Um-gebung angeliefert werden.
Bis vor zwei Jahren besuchte der heute 23jährige die Förderschule für Hörgeschädigte. Eine Lehrstelle fand der zusätzlich lernbehinderte Jugendliche nicht. Vieles deutete darauf hin, dass Stefan in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) beschäftigt werden müsste. „Weil er wesentlich leistungsfähiger ist, als ihm eine solche Einrichtung abverlangt, haben wir mit der Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg eine ‚individuelle betriebliche Qualifizierung (InbeQ)‘ vereinbart“, berichtet Dirk Köhler, Schwerbehinderten-Experte der Wetzlarer Arbeitsagentur. Im Rahmen dieser ‚Unterstützten Beschäftigung‘, die von der Agentur für Arbeit finanziert wurde, haben Mit-arbeiter der Lebenshilfe den jungen Mann seit 2016 im Zuge einer zweijährigen betrieblichen Erprobung bei der Keilich GmbH begleitet und arbeitsplatzbezogen qualifiziert.
Jetzt hat Stefan bei dem fünfzehn Mitarbeiter zählenden Betrieb einen unbefristeten Arbeitsver-trag erhalten. Heiko Didlapp ist mit dem „neuen“ Mitarbeiter mehr als zufrieden: „Stefan hat sehr viel Spaß an seinem Job. Er ist inzwischen vielseitig einsetzbar, immer pünktlich und war in den beiden Jahren nicht einen einzigen Tag krank.“ Zudem habe er sich in seiner Persönlichkeit weiterentwickelt. Aus dem verunsicherten Praktikanten sei ein selbstbewusster Mitarbeiter ge-worden, dem die Beschäftigung einen sicheren Halt gebe, berichtet Didlapp weiter.
Immer mehr heimische Betriebe geben schwerbehinderten Arbeitslosen eine Chance
„Bevor die ‚Unterstütze Beschäftigung‘ ins Leben gerufen wurde, gab es für Arbeitnehmer wie Herrn Pamer kaum eine Alternative zur WfbM“, betont Jan Biehl, Leiter des Arbeitgeber-Services der Wetzlarer Arbeitsagentur. Obwohl das Unternehmen aufgrund der Betriebsgröße nicht verpflichtet sei, behinderte Arbeitnehmer zu beschäftigen, habe die Keilich GmbH mit der Einstellung des ehemaligen Praktikanten alles richtiggemacht, ist sich Biehl sicher: „Betriebe, die Stellen nur schwer besetzen können, bei der Personalauswahl schwerbehinderte Menschen aber nicht berücksichtigen, handeln sträflich“, unterstreicht der Agenturmitarbeiter. Keilich folge mit seiner Personalpolitik dem guten Beispiel vieler Unternehmen in der Region. Weil immer mehr Arbeitgeber auch schwerbehinderten Menschen eine Chance geben, habe die Arbeitslo-senzahl Schwerbehinderter im Lahn-Dill-Kreis in den letzten drei Jahren von durchschnittlich 873 auf 722 Betroffene abgenommen, so Biehl abschließend.