Pressespiegel & Aktuelles

Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

Beachten Sie bitte, dass dieser Artikel vor 3775 Tagen veröffentlicht wurde.

Schulische Bildung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – Landrat Wolfgang Schuster setzt sich für die Fortführung des EIBE-Programms als schulische Bildungsmaßnahme ein

Wetzlar/Dillenburg, 20. Dezember 2013

Wolfgang Schuster, Landrat des Lahn-Dill-Kreises, hat sich in einem aktuellen Schreiben an das Hessische Kultusministerium gewandt, in dem er sich für die Fortführung der EIBE-Maßnahmen (Programm zur Eingliederung in die Berufs- und Arbeitswelt) an den Beruflichen Schulen in Hessen über das aktuelle Schuljahr hinaus einsetzt. Der Landrat hat dazu auch die heimischen Landtagsabgeordneten zur Unterstützung aufgerufen.

Gegenwärtig befinden sich 67 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Lahn-Dill-Kreis, die durch die Abteilung Kinder- und Jugendhilfe in Jugendhilfeeinrichtungen sozialpädagogisch begleitet und im Rahmen von Vormundschaften gesetzlich vertreten werden.

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF) bezeichnen den Personenkreis von Kindern und Jugendlichen, die ohne Begleitung von Personensorgeberechtigten in Deutschland einreisen und Schutz suchen. Als Haupteinreiseländer sind derzeit Somalia und Afghanistan zu nennen, was auch die Zahlen der Clearingstellen in Frankfurt und Gießen bestätigen. 2012 sind ca. 500 umF nach Hessen gekommen. Diese Zahl wurde bereits in diesem Jahr bis Ende August 2013 erreicht. Die Einreisezahlen steigen in der Folge der vielen kriegerischen Konflikte in den Krisenregionen unserer Welt stetig an.

Viele der Jugendlichen sind durch ihre Vorgeschichte und durch ihre teils monatelange Flucht, während der sie immer wieder gefährlichen Situationen ausgesetzt sind, in hohem Maße traumatisiert. Daher liegt das durchschnittliche Alter der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge bei der Einreise derzeit bei ungefähr 17 Jahren. In diesem Alter ist es kaum noch möglich, die jungen Menschen in den Betrieb einer Regelschule zu integrieren und sie dort angemessen zu fördern. Diese Jugendlichen stammen aus unterschiedlichen Kulturen und sozialen Schichten und bringen ein äußerst heterogenes Bildungsniveau mit.

Die Beschulung in der Regelschule orientiert sich in Deutschland am Lebensalter sowie an der Anzahl der bisherigen Schulbesuchsjahre. Nach diesen Kriterien sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge keinem Jahrgang zuzuordnen.

EIBE-Maßnahmen stellen ein optimales Bildungsangebot dar

Die meisten dieser Jugendlichen sind froh, in Deutschland in Sicherheit zu sein und eine Schule besuchen zu können. Sie sind hoch motiviert einen Schulabschluss zu erreichen. Von über 120 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die sich in den letzten Jahren in Jugendhilfemaßnahmen des Lahn-Dill-Kreises befanden, haben alle (bis auf 5) mindestens den Hauptschulabschluss erreicht. Dies war/ist aufgrund ihres Alters größtenteils nur während einer EIBE-Maßnahme (Programm zur Eingliederung in die Berufs- und Arbeitswelt) an den entsprechenden Beruflichen Schulen im Lahn-Dill-Kreis möglich. Es zeigt aber auch, welches Potential hier offensichtlich vorhanden ist.

Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge verfügen anfangs über keine Sprachkenntnisse und haben keinen vergleichbaren Schulabschluss. Einige der Jugendlichen bringen jedoch Erfahrungen im handwerklichen Bereich aus ihrem Heimatland mit.

Landrat Wolfgang Schuster: „Die EIBE-Maßnahme hat sich aus unserer Sicht als schulische Maßnahme und Einstieg in die Berufs- und Arbeitswelt bestens bewährt. Hier wird praxisnaher Unterricht in Fachwerkstätten mit intensivem Deutschunterricht verbunden, wobei auch auf individuelle Bedürfnislagen der zu betreuenden Jugendlichen eingegangen wird.“ Besonders hervorzuheben ist auch die Einbeziehung von erfahrenen Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen, die eine Integration in die Wirtschaft und Gesellschaft begleiten und auch im Schulalltag bei auftretenden Problemen als Ansprechpartner/-innen fungieren. Darüber hinaus bietet die EIBE-Maßnahme vielfältige Möglichkeiten der Weiterqualifizierung in weiterführende Schulformen und vollschulischen Ausbildungsgängen.

Nur mit EIBE eine Chance

Ohne die EIBE-Maßnahme haben die meist älteren umF, wie auch die mit ihren Familien eingereisten ausländischen Quereinsteiger, keine Chance auf eine schulische Bildung, die eine wichtige Voraussetzung für eine berufliche Perspektive und ein eigenständiges Leben in Deutschland darstellt.

Die Jugendlichen leben zudem mit der ständigen Angst vor einer Abschiebung. Sie haben bis zu ihrer Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge eine Aufenthaltsgestattung. Allerdings werden die Asylanträge aufgrund der derzeit hohen Zugangszahlen zeitlich sehr verzögert bearbeitet. Daneben machen sich die umF große Sorgen um ihre Familienangehörigen, die sich noch im Heimatland aufhalten oder sich ebenfalls auf der Flucht oder in Flüchtlingslagern befinden. Sie können hier auf kein familiäres System zurückgreifen, das ihnen Rückhalt bietet und sind auf den besonderen Schutz durch unseren Staat angewiesen.

Landrat Wolfgang Schuster und der zuständige Dezernent Stephan Aurand sind sich einig: „Wir möchten diesen jungen Leuten weiterhin die Zuversicht auf eine Perspektive in Deutschland vermitteln können, was auch stets ein Ziel in der Jugendhilfe darstellt. Dazu sind eine ausreichende Förderung der Sprachkenntnisse und ein Schulabschluss von elementarer Bedeutung, denn das ist die Grundlage für ein eigenständiges Leben.“

Ansprechpartner beim Lahn-Dill-Kreis für Fragen zum Thema ist Andreas Kreuter, Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe, Tel. 06441 407-1500.

EIBE – was steckt dahinter?

EIBE ist ein Programm zur Eingliederung in die Berufs- und Arbeitswelt: Berufliche Basisqualifikation sichern und individuell fördern - Eigenverantwortliche Lebensperspektiven eröffnen

EIBE ist eine vom Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderte Maßnahme des Hessischen Kultusministeriums, die Jugendlichen den Einstieg in die Berufs- und Arbeitswelt durch Qualifizierung und sozialpädagogische Betreuung erleichtern soll. Die Maßnahme ersetzt keine Schulform, sondern ist ein ergänzendes Angebot an berufsbildenden Schulen. EIBE gibt es seit 2000.

Die Zielgruppe von EIBE sind deutsche und ausländische Jugendliche zwischen in der Regel 16 und 19 Jahren, die der verlängerten Vollzeitschulpflicht oder der Berufsschulpflicht /-Berechtigung unterliegen, noch keinen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz gefunden haben und denen zum Teil auf Grund eines fehlenden Schulabschlusses keine weiterführenden Bildungsgänge offen stehen (…)

(Quelle: http://www.wege-in-den-beruf.org/EIBE)

Zurück zur Newsübersicht