Pressespiegel & Aktuelles

Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Tourismus in Mittelhessen

Ein qualitatives und quantitatives Thesenpapier

SPD Mittelhessen
Vorlage für die Mittelhessenkonferenz am 05. Februar 2011 in Gießen-Kleinlinden

1. Destinationskonzept (geographische Zuordnung)

Die fünf Landkreise des Regierungsbezirkes Gießen (Mittelhessen) – Landkreis Marburg-Biedenkopf, Landkreis Gießen, Vogelsbergkreis, Lahn-Dill-Kreis, Landkreis Limburg-Weilburg – sind gemäß des Destinationskonzeptes des Landes Hessen anteilig vier touristischen Destinationen (Landschaftsregionen) zugehörig (städte-/gemeindescharfe Abgrenzung):

  • Lahntal (vertreten durch Lahntal Tourismus Verband e. V., Sitz: Wetzlar)
  • Vogelsberg (vertreten durch Region Vogelsberg Touristik GmbH, Sitz: Schotten)
  • Taunus (vertreten durch Taunus Touristik Service e. V., Sitz: Bad Homburg)
  • Westerwald (vertreten durch Westerwald Gäste Service e. V., Sitz: Montabaur)

Das Verbandsgebiet des Lahntal Tourismus Verbandes e. V. (LTV) erstreckt sich (z. T. anteilig) über die Landkreise Marburg-Biedenkopf, Gießen, Lahn-Dill und Limburg-Weilburg, wobei der LTV als länderübergreifende Tourismusorganisation auch den nordrhein-westfälischen (Landkreis Siegen-Wittgenstein) und rheinland-pfälzischen Teil (Rhein-Lahn-Kreis) mit einbezieht. Zum Vogelsberg gehören neben dem Vogelsbergkreis aus dem mittelhessischen Bereich die südöstlichen Kommunen des Landkreises Gießen, zum Taunus aus dem mittelhessischen Bereich einige Kommunen des südlichen Lahn-Dill-Kreises und des südlichen Landkreises Limburg-Weilburg, zum Westerwald aus dem mittelhessischen Bereich ebenfalls einige Kommunen des westlichen Lahn-Dill-Kreises und des nördlichen Landkreises Limburg-Weilburg (Destinationsübersichtskarte Hessen und angrenzende Bundesländer sowie Lahntal siehe Anlage).

Das Destinationskonzept trägt im Wesentlichen der Tatsache Rechnung, dass sich die Nachfrage der Gäste und Besucher nicht an Kreis- oder Landesgrenzen, sondern an Landschaftsregionen orientiert. Sowohl die potenziellen als auch die tatsächlich in der Region verweilenden Gäste nehmen diese Landschaftsregionen als durchgehende geographische Einheiten und touristische Zielgebiete wahr (Natur- und Kulturlandschaften).

2. Aufgaben der Destinationsorganisationen

Die Hauptaufgaben der o. g. touristischen Destinationsorganisationen können im Wesentlichen mit dem Tourismus-Marketing und der touristischen Infrastrukturentwicklung umschrieben werden - wobei die Schwerpunkte und Aufgabenverteilungen in den einzelnen Organisationen jeweils eigenständig und unterschiedlich gewichtet und verteilt werden.

Im Einzelnen sind dies im Tourismus-Marketing insbesondere die Aktivitäten in den Bereichen

Werbung (Internet, Printwerbemittel, Direkt-Marketing, Verkaufsförderung, Messen),
Kommunikation (PR/Öffentlichkeitsarbeit) und
Distribution (Vertriebsaktivitäten, Pauschalangebote, Reservierungsmöglichkeiten)

sowie in der touristischen Infrastrukturentwicklung insbesondere die Aktivitäten in den Bereichen
Infrastrukturentwicklung (Wanderwege, Radwanderwege, Wasserwanderwege, Hotellerie und Gastronomie, Freizeit- und Kultureinrichtungen, touristische Informationsstellen etc.).
Angebotsentwicklung (Qualitätssteigerungen durch Klassifizierungen, Zertifizierungen,
ServiceQ etc.)

3. Zielgruppen der touristischen Destinationsorganisationen

In den Destinationen Lahntal, Taunus, Westerwald und Vogelsberg spielen in unterschiedlicher Ausprägung insbesondere folgende Nachfragesegmente die größte Rolle:

  • natur- und landschaftsorientierter Aktiv- und Erholungstourismus wie Wandern, Radwandern, Bootswandern, Reiten
  • Städtetourismus
  • Besichtigungs- und Kulturtourismus, z.B. Burgen, Schlösser, Museen und kulturelle Veranstaltungen
  • Kur- und Gesundheitstourismus (insbesondere in den Kurorten)
  • Tagungs-, Seminar- und Geschäftsreisetourismus
  • Gruppentourismus (Busreisen, Vereins- und Betriebsausflüge, Incentive-Reisen)

Neben den Kurzurlaubern, Tagesausflüglern und Naherholern werden insbesondere auch Zweit- und Dritturlauber angesprochen, die über eine ganze Woche die Destinationen bereisen.

Mit diesem Aufgabenspektrum stellen die Tourismusorganisationen strategisch sehr wichtige interkommunale Vereinigungen zur besseren Positionierung der jeweiligen Region bzw. Destination auf dem Tourismus- und Freizeitmarkt dar. Diese Zusammenarbeit kann beispielhaft für andere interkommunale Aufgabenbereiche und arbeitsteilige Zusammenarbeit stehen.

4. Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus (Übernachtungs- und Tagesreisen)

Der Tourismus stellt einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor in Deutschland dar. Das „Produkt“ wird deutschlandweit bei 456 Mio. Übernachtungen in gewerblichen Quartieren, in privaten Unterkünften und auf Campingplätzen sowie bei 3,6 Mrd. Tagesreisen von Gästen aus dem In- und Ausland in Deutschland in Anspruch genommen. Diese geben vor Ort im Bundesdurchschnitt 116 Euro pro Kopf und Nacht bei einer Reise mit Übernachtung bzw. 28,50 Euro bei einer Tagesreise ohne Übernachtung aus. Dies verursacht ein Umsatzvolumen von mehr als 233 Mrd Euro, sichert ein Arbeitsplatzvolumen von 2,8 Mio sozialversicherungspflichtigen Voll- und Teilarbeitskräften und trägt zu ca. 6 % zum Volkseinkommen bei.

2,8 Mio. Übernachtungen und 37 Mio Tagesgäste bringen einen touristisch bedingten Bruttoumsatz von 1,45 Mrd. Euro nach Mittelhessen und sichern somit ein Arbeitsplatzvolumen von über 10.000 sozialversicherungspflichtigen Voll- und Teilarbeitskräften. Wir gehen von circa 380 Mio tourismusinduziertem Einkommen aus.

Somit stellt der Tourismus auch für Mittelhessen bzw. in den entsprechenden Tourismusdestinationen, in denen unser Mittelhessen anteilig vertreten ist, einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Daher spielt der Tourismus und seine Fortentwicklung eine besonders starke und aktive Rolle innerhalb der regionalen Wirtschaftsförderung.

Die Ausgaben der Gäste kommen dabei nicht nur den gastgewerblichen Betrieben, den Freizeitparken, den Bädern und Museen zugute. Vor allem der Handel, aber auch das Bäckerhandwerk, Handwerksbetriebe, Taxiunternehmen, Apotheken und viele weitere Branchen profitieren von den Gästen vor Ort. Durch die durch den Tourismus ausgelösten Aufträge können sie ihre Beschäftigten bezahlen und weitere Investitionen tätigen (sog. Multiplikatoreffekte).

Damit die komplexe Angebotsstruktur auf der Destinations- und Ortsebene weiterentwickelt und attraktiv gehalten werden kann, möglichst viele Gäste und Ausflügler die Angebote wahrnehmen und damit vor Ort dauerhaft Beschäftigung und Einkommen geschaffen werden kann, ist die Erhaltung und Verbesserung der touristischen Infrastruktur, eine aktive Standortpolitik für die Ansiedlung touristisch relevanter Betriebe, das touristische Marketing, die Gästebetreuung vor Ort, interessante Kulturveranstaltungen u. v. a. mehr erforderlich. Dies alles muss finanziert werden und es muss wie in jedem anderen Wirtschaftszweig investiert werden. Tourismus Kostet zunächst einmal Geld!

Der Nutzen von Tourismusförderung geht weit über den direkten betriebswirtschaftlichen Nutzen für die einzelnen Betriebe und Akteure vor Ort hinaus. Tourismusförderung ist Standort- und Strukturförderung. Tourismusförderung bedeutet positive Imagebildung, Ortsentwicklung und aktive Wirtschaftsförderung. Tourismusförderung bedeutet aber auch ein lebenswertes Umfeld für Bewohner und ein Bekenntnis zur regionalen Identität zu schaffen.

5. Wer profitiert vom Tourismus?

  1. Der Gast (Information, Infrastruktur, Angebot, Organisation, Qualität)
  2. Die Tourismusbetriebe (Umsatz, Beschäftigung, Gewinn, Investitionen)
  3. Weitere Branchen (vor allem Einzelhandel sowie weitere Branchen der zweiten Umsatzstufe)
  4. Die Kommune und ihre Bürger
    1. Tourismus ist ein wichtiger Wirtschafts-, Image- und Standortfaktor
    2. Tourismus bringt Einkommen für die Region
    3. Tourismus schafft und sichert nicht exportierbare Arbeitsplätze und schafft Einkommen für die Bürger.
    4. Tourismus wirkt positiv auf andere Branchen
    5. Tourismus schafft Steuereinnahmen
    6. Tourismus erhöht den Bekanntheitsgrad der Kommune.
    7. Tourismus ist ein positiver Imagefaktor.
    8. Tourismus ist ein harter Standortfaktor (Touristische Attraktivität und Einrichtungen erhöhen die Attraktivität; dies ist ein wichtiger Standortfaktor für die Ansiedlung von Wohnbevölkerung und Arbeitskräften).
    9. Tourismus gleicht regionale Disparitäten aus
    10. Tourismus verbessert die Lebensqualität
    11. Tourismus belebt das kulturelle Wachstum
    12. Tourismus ist eine Wachstumsbranche

6. Tourismus und Umwelt

Im Sinne eines integrativen Ansatzes der Tourismusstrategien wirken die touristischen Destinationen und ihre Akteure in Mittelhessen insbesondere auf die dauerhafte Sicherstellung einer natur- und landschaftsverträglichen Erholungsnutzung. Für den Tourismus ist ein intaktes natürliches Angebot – Natur, Landschaft, Wasser und Luft – von zentraler Bedeutung. Für Gäste, die ihren Urlaub und Ausflug in unserer Region verbringen, ist dies zu einem zentralen Hauptanziehungspunkt geworden, das ihre Reiseentscheidung maßgeblich beeinflusst. Wir bekennen uns daher den Zielen einer nachhaltigen Tourismusentwicklung im Sinne des Positionspapiers des Deutschen Tourismusverbandes e. V.

7. Für einen florierenden Tourismus

Wir wollen die Chancen, die unsere Natur, die Lage zwischen den Ballungsräumen und die wachsende Beliebtheit unserer Region für neue Wertschöpfungen bietet, nutzen und unterstützen.

Dies sind am Markt etablierte touristische Destinationen, die eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung und Ausstrahlungskraft für unsere Region haben und zukünftig noch weiter entfalten können.

Nachholbedarf besteht nach wie vor beim vorhandenen Dienstleistungsangebot sowie dem weiteren kontinuierlichen Ausbau der touristischen Infrastruktur.

Die Mittelhessenkonferenz beschließt:

  • den Tourismus in den Destinationen, an denen Mittelhessen Landschaftsanteile hat, weiter zu fördern und die darin liegenden wirtschaftlichen und soziokulturellen Chancen für die heimische Wirtschaft und Bevölkerung nutzbar zu machen,
  • auch weiterhin durch Einwerben gezielter Förderprogramme die Akteure vor Ort zu unterstützen,
  • das Dienstleistungsbewusstsein und die Servicequalität durch Weiterbildungsmöglichkeiten zu unterstützen (Volkshochschule, GWAB, ServiceQualität Hessen, Zertifizierungen und Klassifizierungen)
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