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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Türkische Bücher als Schlüssel zur Sprache

Konsul beschenkt Schulbibliothek und fordert Landsleute zum Sprachenlernen auf

Ehringshausen (hp). Der türkische Generalkonsul Ufuk Ekici hat zusammen mit Wirtschaftsattaché Gürol Basaran und Kulturattaché Osman Sahin die Johannes-Gutenberg-Schule in Ehringshausen besucht. Im Gepäck hatte er 100 Bücher. 

Die Bücher in türkischer Sprache sind für die Bücherei der Schule. Ekici überreichte sie im Beisein von Landrat Wolfgang Schuster, Bürgermeister Jürgen Mock (beide SPD), Migrationsberater Nabi Demirkan, Schulleiterin Gabriele Abraham, Türkischlehrer Mehmet Sasmaz und Büchereileiterin Bettina Emmelius.

Sogar Goethes „Faust“ ist dabei

Die Bücher, zu denen englische, russische und deutsche Literaturklassiker wie Goethes Faust gehören, hatte der Konsul im vergangenen Jahr von Ausstellern der Frankfurter Buchmesse bekommen. Selbst eine bekennende Leseratte, wollte er den Bücherschatz türkischsprachigen Schülern zukommen lassen und der Bücherei in Ehringshausen schenken.

„Es ist für Menschen mit Migrationshintergrund wichtig, die Sprache des Landes, in dem sie leben wollen zu kennen, was natürlich darauf basiert, dass man seine eigene Muttersprache richtig beherrscht“, so der Landrat. In Zeiten von Facebook und WhatsApp sei es wichtig, dass Sprache nicht in den Hintergrund rücke und Schüler sich Bücher ausleihen könnten.

„Türken lesen weniger als Deutsche“, stellte Ekici fest, was Nabi Demirkan bestätigen konnte. „Ich bin hier in Deutschland aufgewachsen und habe viele dieser Bücher gelesen - in der Türkei bin ich froh, wenn ich in der Nähe eines Kulturzentrums wohne, wo ich Zugriff auf Literatur habe“, so der Konsul, der Mehrsprachigkeit als wichtiges Kriterium vor allem im Beruf sieht. „Ich arbeite für mein Land und auch die Hessen profitieren davon.“

Ekici ist es daher wichtig, Familien zu fördern und zu ermutigen, andere Sprachen kennen zu lernen, um sich verständigen zu können und auch ihre beruflichen Chancen zu vergrößern. „In der Türkei gibt es 5500 deutsche Firmen, die zweisprachige Mitarbeiter suchen, weshalb wir in den türkischen Gemeinden dafür sorgen, dass die Kinder ihre Muttersprache nicht verlernen“, so der Generalkonsul. Er erzählte von einem türkisch-deutschen Kindergarten in Frankfurt, in dem deutsche und türkische Kinder zweisprachig aufwachsen. „Wer schon als Kind zwei Sprachen lernt, hat es später leichter, auch noch eine dritte und weitere Sprachen zu lernen.“

Nabi Demirkan warf ein: „Junge Menschen, die in Deutschland ihre Schulausbildung genossen haben und in der Türkei studieren wollen, müssen dafür gut türkisch können.“ Weiterer wichtiger Aspekt: „Mit diesen neuen Büchern haben auch Eltern die Möglichkeit, Weltliteratur zu lesen“, so der Landrat.
Osman Sahin wies darauf hin, dass auch Bücher dabei sind, die Deutsch und Türkisch enthalten. „Ich fände es schön, wenn türkische Eltern auf diese Weise den Weg in unsere Schule finden würden“, wünschte sich Gabriele Abraham.

Die Schul- und Gemeindebibliothek umfasst rund 15 000 Medien aus verschiedenen Bereichen und für alle Generationen. „Wie oft gibt es bei Ihnen neue Medien?“, wollte Ekici wissen. „Eigentlich immer, denn die Nutzer fragen Buchneuheiten nach und wir ergänzen Dank Zuschüssen und Spenden“, so Bettina Emmelius. Die Gemeinde finanziere das Personal, erklärte Mock.

Wetzlarer Neue Zeitung vom Montag, 12. Mai 2014, Seite 14

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