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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Urkunde für die "Steinkammer"

Das "Geotop des Jahres 2015" liegt in Erdbach

Breitscheid-Erdbach (uju/s). Das hessische Geotop des Jahres 2015 befindet sich im Breitscheider Ortsteil Erdbach. Die "Kleine Steinkammer", die im Naturschutzgebiet der Erdbacher Höhlen liegt und vermutlich vor 380 Millionen Jahren entstand, erregt landesweit Aufsehen. Dr. Fred Rosenberg, stellvertretender Amtsleiter des "Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie", überreichte in einer Feierstunde am Sonntagmittag die Urkunde an Breitscheids Bürgermeister Roland Lay.

Das Interesse der Bevölkerung war gering, nur wenige Dorfbewohner fanden sich neben den geladenen Gästen im Dorfgemeinschaftshaus ein. Das dürfte auch an den schlechten Wetterbedingungen gelegen haben. Bei Dauerregen war die Verlockung, im Anschluss an die Feierstunde einer Führung durch die Höhle beizuwohnen, eher gering.

Schraft: Gemessen an der Erdgeschichte sind die Höhlen "noch jung

Der Erdbacher Manfred Thielmann, der als Naturschutzbeauftragter der Oberen Naturschutzbehörde zwölf Jahre lang die Region betreute, erinnerte an den verstorbenen Willi Hofmann, der als Pionier und Heimatforscher bereits in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts die Bedeutung der Höhlen und der näheren Umgebung erkannt hatte. Er sei viele Jahrzehnte für den Erhalt des Naturschutzgebietes im Einsatz gewesen. Seine Bemühungen, dieses Gebiet zu erweitern, seien jedoch an wirtschaftlichen Interessen gescheitert. "Seit 1926 gelten Teile der Höhlen und des Karstlehrpfads als Naturschutzgebiet und sind somit das älteste derart geschützte Gebiet in Hessen", erläuterte Thielmann, der betonte, die Erweiterung des Naturschutzgebietes bis hin zum Erdbacheintritt bei Breitscheid sei auch heute noch erstrebenswert.

Professor Dr. Adalbert Schraft sprach in einem Fachvortrag über die Geologie des Erdbacher Höhlensystems und ihre Besonderheiten. Gemessen an 4,5 Milliarden Jahren Erdgeschichte seien die Höhlen - etwa 380 Millionen Jahre alt - relativ jung. Zur Entstehungszeit sei die Durchschnittstemperatur auf der Erde mit etwa 18 bis 20 Grad im Vergleich zu 2014 (11 bis 12 Grad) recht hoch gewesen. "Die ersten Bewohner des Meeres begannen damals, das Land zu erobern und zu besiedeln", erläuterte der Experte. Der "Rheische Ozean" habe die Kontinente Laurussia und Gondwana getrennt - die gemeinsam bald den Riesenkontinent Pangäa bildeten, der vor 150 Millionen Jahren zerbrach.Die Nahtlinie der beiden Kontinente sei heute noch im Taunus auszumachen.

Die Region um Breitscheid habe damals zur Südhalbkugel gehört und in einem tiefen Becken gelegen. Durch die Kontinentverschiebungen seien Schwellen und Untiefen entstanden, die der starke Vulkanismus der Region verstärkt habe. Diese seien von mittlerweile lange ausgestorbenen Tieren, den Stromatoporen, besiedelt worden

Der Steinbruch in Villmar, ein Nationales Geotop, ermögliche heute noch einen einmaligen Einblick in ein Stromatoporen-Riff des damaligen Devon-Meeres. In Breitscheid sei unter dem Einfluss des Vulkanismus ein Kalkstein von besonderer Reinheit entstanden. Jedoch sei diese Reinheit ein Faktor für eine schnelle Verkarstung. Die Höhlenbildung bei Erdbach sei relativ jung und habe im Quartär-Erdzeitalter stattgefunden. Schraft schilderte weiter die Entstehung der Gasseschlucht, die durch den Wasserlauf eines Baches geformt wurde.

Florian Schäfer, stellvertretender Vorsitzender des Vereins "Zeitsprünge" zeigte in einem weiteren kurzen Vortrag die Bedeutung auf, die das Geotop "Kleine Steinkammern" heute hat. Die lange Entstehungsgeschichte habe zu einen Ökosystem von bundesweiter Bedeutung geführt. Der Verein "Zeitsprünge" verstehe sich unter anderem als Koordinator, der Landschaftsschutz, sanften Tourismus und wirtschaftliche Faktoren berücksichtige und mit Hessen-Forst sowie dem Geopark Westerwald-Lahn-Taunus kooperiere, um das Geotop zu erhalten. "Mit Sachverstand und nicht dem Naturschutz schadend" werde das Naturschutzgebiet gepflegt, betonte er.

Landrat Wolfgang Schuster wies in seinem Grußwort darauf hin, dass an diesem Sonntag nicht nur der "Tag des Geotops", sondern auch der "Tag der Heimat" gefeiert werde. Der Geopark Westerwald-Lahn-Taunus sei etwas ganz Besonderes. Viel ehrenamtliche Begleitung sei erforderlich, um den Menschen der Region dieses Stück Heimat näher zu bringen. Dass dies gelinge, zeigten auch die Besucherzahlen der nahe gelegenen Schauhöhle "Herbstlabyrinth", die im Jahr bis zu 10 000 Menschen in die Region locke.

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