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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster
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Was kostet das Klinikum?
Bilanz für erstes Halbjahr 2013 liegt vor / Tarifausgleich verhindert Minus
Wetzlar. Das Klinikum Wetzlar-Braunfels hat im ersten Halbjahr 2013 zwar 61,5 Millionen Euro eingenommen, unter dem Strich aber zunächst mit einem Minus von 58 000 Euro abgeschlossen. Dennoch soll am Klinikum weiter in Personal investiert werden.
Zum Vergleich: Die Dill-Kliniken Dillenburg, die ebenfalls zu den Lahn-Dill-Klinikengehören, konnten in diesem Zeitraum ein Plus von 353 000 Euro erwirtschaften. Das geht aus dem Bericht der Lahn-Dill-Kliniken GmbH an den Lahn-Dill-Kreis, als Träger der Klinik, hervor.
Inzwischen stünden aber die Auswirkungen des Tarifausgleichs fest, erklärt Richard Kreutzer, Geschäftsführer der Lahn-Dill-Kliniken im Gespräch mit dieser Zeitung. Demnach wandelt sich das Minus im Klinikum Wetzlar-Braunfels in ein leichtes Plus von 39 000 Euro um.
Dennoch stellt sich die wirtschaftliche Situation an den beiden Standorten der Lahn-Dill-Kliniken GmbH laut Bericht weiter schwierig dar. Nach dem ersten Halbjahr liege man weiter unterhalb der Planvorgaben: So hatte sich die Klinikleitung bei den Behandlungskosten in Wetzlar-Braunfels 694 000 Euro im zweiten Quartal mehr erwartet. Gleichzeitig steigen die Kosten: Zum Beispiel für Versicherungen für das Klinikum Wetzlar-Braunfels. Hier wurden im Vergleich zum Vorjahr 378 000 Euro mehr und damit 1,995 Millionen Euro ausgegeben, erklärt Kreutzer. Allein die Haftpflichtversicherung koste mit 1,54 Millionen Euro 327 000 Euro mehr als 2012. Auch die EEG-Umlage belaste das Klinikum: Insgesamt 244 000 Euro und damit 58 000 Euro mehr als 2012 müssen in diesem Jahr bezahlt werden, so Kreutzer. Die meisten Kosten in den Lahn-Dill-Kliniken verursachen Löhne und Gehälter des Personals: in Wetzlar 33,3 Millionen Euro im ersten Halbjahr.
Dabei gehe die Schere der Kosten für eine Vollzeitkraft und die Vergütung pro Patient durch die Fallpauschale, die derzeit in Hessen durchschnittlich bei 3065 Euro liege, immer weiter auseinander, klagt Kreutzer. "Für eine auskömmliche Finanzierung der Krankenhausleistung und eine Aufstockung des Pflegepersonals müsste die Bezahlung auf 3400 Euro pro Fall erhöht werden. Wir wären aber bereits froh, wenn wir das Niveau der Bezahlung in Rheinland-Pfalz, 3250 Euro, erhalten würden", so Kreutzer.
Denn am Klinikum Wetzlar-Braunfels wolle man "den Weg, durch mehr Menschen mehr leisten zu können" weitergehen. "Während bei vielen anderen Kliniken Personal abgebaut wird, steigt bei uns die Personaldecke immer noch leicht an", so der Geschäftsführer. 2008 waren noch 873 Mitarbeiter vollzeit im Klinikum Wetzlar-Braunfels beschäftigt, im vergangenen Jahr 979 Mitarbeiter. Der vorläufige Plan für 2014 sehe weitere Einstellungen vor: Dann sollen 1025 im Klinikum arbeiten. "Wenn wir keine Leute mehr einstellen können, dann haben wir wirklich eine Ökonomisierung, die wir nicht wollen", warnt Kreutzer, seit April 2006 Geschäftsführer der Lahn-Dill-Kliniken.
Abzuwarten bleibe die Entwicklung im Bereich der erweiterten Geriatrie in Braunfels, die im Juli an den Start ging: Hier sind sieben Ärzte angestellt, das pflegerische Team besteht aus 37 Mitarbeitern, das therapeutische aus 18 Mitarbeitern.
Im Klinikum investiere man zudem in die Fortbildung der Mitarbeiter, betont Kreutzer: 2013 gebe es insgesamt 1500 Fortbildungen, vor vier Jahren seien es lediglich 300 gewesen. "Mir ist wichtig, dass über die Stationen hinweg die Kommunikation stimmt", sagt der 58-Jährige, der einst selbst als Krankenpfleger gearbeitet hat.
Im Herbst werden mit Aufsichtsrat Sanierungen der kommenden fünf Jahre besprochen
Und wie sieht es im Klinikum beim Thema Hygiene aus? Man beschäftige im Klinikum drei hauptamtliche Hygienefachberater sowie weitere drei Hygieneingenieure. Zudem begleite ein Hygieneinstitut aus Gießen die Arbeit in Wetzlar. Auch widmeten sich Fortbildungen diesem Thema. "Es muss immer wieder dafür sensibilisiert werden."
Im Zeitplan liege man beim Neubau des Ärztehauses in Wetzlar, das neu gebaute Parkhaus wird bereits genutzt. Ab 2014 soll fünf Stationen saniert werden. In die Geschosssanierung auf der Südseite werde das Klinikum rund zehn Millionen Euro investieren, davon drei Millionen in das Mutter-Kind-Zentrum im zehnten Obergeschoss. Für die Modernisierung der Räume im Erdgeschoss des Klinikums werden zudem rund fünf Millionen Euro investiert. Die Arbeiten laufen bereits.
Im Herbst würden zudem mit dem Aufsichtsrat die Sanierungen der kommenden fünf Jahre besprochen, so Kreutzer.
Die Geschäftsführung der Klinik kritisiert dabei, dass ein immer größer werdender Teil der notwendigen Investitionen durch die Krankenhäuser selbst finanziert werden müssten und nicht - wie es ursprünglich vorgesehen war - durch das Land.