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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

Beachten Sie bitte, dass dieser Artikel vor 4062 Tagen veröffentlicht wurde.

Wir haben unsere „Hausaufgaben“ gemacht!

Wolfgang Schuster, Landrat Lahn-Dill-Kreis, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Lahn-Dill-Kliniken

Ich unterschreibe vieles von dem, was meine Vorredner gesagt haben, will es aber nicht wiederholen. Unser Krankenhaus schreibt „schwarze Zahlen“. Wir haben insofern – noch – keine Not. Wir haben dies erreicht durch mehr Leistungen mit mehr Personal, nicht mit weniger Personal.

Es gibt seit zehn Jahren das System der Fallpauschalen. Vor zehn Jahren betrug der Anteil der Krankenhauskosten am Bruttoinlandsprodukt 3,7 Prozent. Wir sind heute unter 3 Prozent. Wir haben unsere „Hausaufgaben“ zur Stabilisierung der Kosten im Gesundheitswesen gemacht. Ein durchschnittlicher Behandlungsfall in unseren Krankenhäusern kostet ca. zwischen 4 500 und 4 600 €. Alle anderen vergleichbaren Länder haben laut den offiziellen OECD-Vergleichszahlen deutlich höhere durchschnittliche Fallkosten als wir in Deutschland.

Auch hier haben wir unsere „Hausaufgaben“ gemacht. 

Das Ergebnis aber ist, dass im Jahr 2013 die Hälfte unserer Krankenhäuser „rote Zahlen“ schreibt. Die nächste Stufe wird sein: Insolvenz. Das muss man klar und deutlich sagen. Ich frage: was ist mit der öffentlichen Daseinsfürsorge, was ist mit dem bestehenden Sicherstellungsauftrag? Die „Geiz-ist-geil-Methode“, die uns vorgegeben wird, die Krankheitskosten immer weiter nach unten zu ziehen, ist auf Dauer nicht durchzuhalten und muss aufhören.

Bei uns trägt im Wesentlichen nur der Faktor Arbeit zur Finanzierung der Gesundheitskosten bei. In absehbarer Zeit werden wir in Deutschland etwa sechs Millionen weniger arbeitende Menschen haben. Wer soll dann das Gesundheitswesen finanzieren? Die Gesundheitskosten werden ja nicht sinken bei all den älteren Menschen, die wir dann haben. Das System muss also geändert werden. Kein Politiker, gleich welcher Couleur, wird es aushalten, wenn in seinem Wahlkreis ein Krankenhaus insolvent geht.

Quelle: 
Artikels aus der Zeitschrift "Das Krankenhaus" mit dem Auszug aus Ihrer Rede vom Krankenhausgipfel in Berlin

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