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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Wissen um die Vergangenheit

Russlanddeutsche Historie im Werdorfer Schloss

Aßlar-Werdorf (hp). „Deutsche aus Russland – Gestern und heute“ heißt eine Ausstellung, die bis zum 29. Juni im Heimatmuseum der Stadt Aßlar im Werdorfer Schloss zu sehen ist. Das Museum ist jeden Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet, wie Erhard Peusch, Vorsitzender des Vereins für Heimatgeschichte, betont hat.

Die Ausstellung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Stuttgart beschäftigt sich mit Geschichte und Gegenwart der Menschen, die 1764 nach dem Manifest von Zarin Katharina II. nach Russland auswanderten, um dort ein besseres Leben zu führen.

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesinnenministerium und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Die Projektleiter Jakob Fischer und Josef Schleicher standen am Sonntag Rede und Antwort.
„Klara Graf aus Aßlar machte uns auf diese Ausstellung aufmerksam, die wir natürlich gerne in unseren Räumen präsentieren“, so Peusch. „Das Thema passt sehr gut zu unserem Vereinsziel, die Heimatgeschichte zu erforschen und der Nachwelt zu erhalten und näherzubringen.“ Wer die Vergangenheit kenne, könne die Gegenwart verstehen.

„Gerade am Schicksal der Russlanddeutschen kann man erkennen, wie wichtig es ist, Kontakte zur alten Heimat nicht abbrechen zu lassen, auch nach Generationen nicht“, so Peusch. „Heute leben zwei Millionen Russlanddeutsche in Deutschland, und auch in Aßlar sind sie heimisch geworden und eine Bereicherung der Gemeinschaft.“

„Vor 250 Jahren war Deutschland ein Auswanderungsland. Die Menschen wanderten aus wirtschaftlichen Gründen nach USA und Russland aus, um dort ihr Glück zu suchen“, sagte Landrat Wolfgang Schuster und erinnerte an die Geschehnisse bis zur Rückkehr der Russlanddeutschen, wie die beiden Weltkriege, in denen die „Wolgadeutschen“ schikaniert, vertrieben und ermordet wurden.

„Als vor 25 Jahren die Mauer fiel, der Kalte Krieg endete und Verhandlung die Wege ebneten, kamen viele unserer Landsleute wieder in ihre angestammte Heimat zurück, die wir brauchen, um unsere Gesellschaft zu entwickeln, auch wenn es oberflächliche Menschen gibt, die das nicht erkennen und ihnen abwehrend entgegen treten.“ Schuster sagte, dass nicht nur Helene Fischer in/für Deutschland arbeite, sondern auch viele weniger bekannte Russlanddeutsche.

„Vor 250 Jahren traten 100 000 Menschen ihre Reise nach Russland an, die ein ganzes Jahr dauerte, und die Mehrheit kam aus Hessen, weshalb wir immer froh sind, wenn wir in Hessen zu Gast sein können“, freute sich Jakob Fischer, der in die Ausstellung einführte. „Es gibt sechs dieser Ausstellungen, die in Deutschland unterwegs sind, dies ist die neueste, die heute Premiere hat.“

„Dank geduldiger Diplomatie und Entspannungspolitik ist es gelungen, insbesondere nach 1990 rund 2,8 Millionen Aussiedler wieder nach Deutschland zu holen und es ist eine wichtige Aufgabe dafür zu sorgen, dass die russlanddeutschen Rückkehrer in unsere Gesellschaft integriert werden“, sagte Stadtverordnetenvorsteher Bernhard Völkel. Viele seien in der Vereinsstruktur integriert, hätten Häuser und eine Existenz aufgebaut.

Lydia Kiefel: Potenzial sein, das alle gemeinsam weiterbringt

Lydia Kiefel, Vorsitzende der Russlandeutschen Landsmannschaft Lahn-Dill, dankte für die Ausstellung in Werdorf: „Integration ist ein langer und mühsamer Prozess, der aber gut gelingt, wenn wir aufeinander zu gehen, den Dialog suchen, einander respektieren und den weg in die Zukunft miteinander gehen: Wir Russlanddeutschen wollen keine Konkurrenz sein, sondern ein Potenzial, das uns alle gemeinsam weiterbringt.“

Etwas deutsch-russische Mentalität brachte der Frauenchor „Stimme der Hoffnung“ aus Wetzlar mit, von Artur Swerdonenko am Akkordeon begleitet und von Erna Swerdonenko geleitet.

Wetzlarer Neue Zeitung vom Dienstag, 3. Juni 2014, Seite 23

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