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Pressespiegel & Aktuelles - Archiv von Wolfgang Schuster

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Wohin liefern Lahn-Dill-Firmen?

Kritik an Exportüberschüssen / Die Situation bei Rittal und Co.

Dillenburg / Haiger / Herborn / Wetzlar. Deutschland steht in der Kritik: Die Wirtschaft exportiert viel mehr, als sie importiert - der Exportüberschuss ist so groß, wie in keinem anderen Land der Welt. Die Folge: Defizite in anderen Ländern, dort . Wohin exportiert eigentlich eine Industrieregion, wie der Lahn-Dill-Kreis?

Der Herborner Schaltschrankhersteller Rittal macht rund zwei Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Ein Drittel davon in Deutschland, ein Drittel in Europa und ein Drittel in der restlichen Welt.

Den Großteil seines außer-europäischen Umsatzes macht das Unternehmen inzwischen in China und Indien, zudem in den USA. Rittal-Sprecher Wolfram Eberhardt stellt aber klar: "Es ist nicht nur Export, sondern auch lokale Wertschöpfung in diesen Ländern." Rittal beschäftige von seinen weltweit rund 10 000 Mitarbeitern etwa 1240 in China, 850 in Indien und 800 in den USA. Das Unternehmen habe dort nicht nur Warenlager, sondern auch Produktionsstätten. "Es ist ein Erfolgsgeheimnis der deutschen Mittelständler: Sie haben schon viel früher als andere auf Wachstumsmärkte wie China und Indien gesetzt", sagt Eberhardt.

"Unsere Produkte findet man nicht im heimischen Edeka-Markt"

In den so genannten BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) werde zurzeit die Industrie aufgebaut, berichtet Wolfgang Moser, Volkswirt bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lahn-Dill. "Und unsere Region liefert die Investitionsgüter dorthin." Das bestätigt auch der Rittal-Sprecher: "Wenn irgendwo die Industrieproduktion hochgefahren wird, brauchen sie auch Schaltschränke."

Andere Länder, wie England hätten in den vergangenen Jahren verstärkt auf Dienstleistung gesetzt, sagt Eberhardt. Aber nach der Finanzkrise im Jahr 2008 habe die Industrie wieder an Bedeutung gewonnen. Und in Deutschland sei der Anteil der Industrie signifikant. Laut IHK-Geschäftsführer Andreas Tielmann ist Deutschland in den vergangenen Jahren zu Unrecht als Industrienation und somit als rückständig belächelt worden. Er entgegnet nun: "Wir sind nicht noch Industrienation, sondern schon wieder." Und der Lahn-Dill-Kreis sei einer der führenden Industriestandorte in Deutschland. Hier arbeiteten rund 40 Prozent der Beschäftigten in der Industrie, bundesweit seien es 22 Prozent.

"Unsere Produkte findet man nicht im heimischen Edeka-Markt", sagt Tielmann. Kunden seien die weltweite Industrie und nicht die Verbraucher. "Deshalb können wir nicht nur im Inland verkaufen." So werden 39 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Lahn-Dill-Kreis durch den Export erwirtschaftet. Laut IHK-Volkswirt Moser liegen die Hauptabnehmer von Waren aus dem Lahn-Dill-Kreis vor allem in Frankreich, außerdem in Belgien, den Niederlanden, Österreich, Großbritannien und den USA. Die heimischen Firmen exportierten 60 Prozent in europäische Länder. Was sich bei den Unternehmen bemerkbar machte: Absatzrückgänge in den verschuldeten und nun sparenden südeuropäischen Staaten.

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